"Steuern auf einen Lehrermangel zu"
"Das Prinzip, dass alles zentral vom Ministerium am Wiener Minoritenplatz gesteuert wird, hat sich in der Krise als nicht gut herausgestellt“, sagt Fritz Enzenhofer. Der ehemalige Präsident des oö. Landesschulrats und Bundesobmann der christlichen Landeslehrervereine sieht in vielen Punkten Reformbedarf.
Problematisch findet er etwa die Bildungsreform von 2017, damals wurden die Landesschulräte aufgelöst und neun Bildungsdirektionen installiert, mit mehr Zugriffsrecht durch den Bund. "Idee war damals eine bessere Steuerung. Ich habe das jetzt in der schwierigen Phase beobachtet und muss feststellen, dass es nicht besser geworden ist“, so Enzenhofer. Sein Vorschlag: "Das Ministerium kann ja nicht alle Eventualitäten an den 5.500 Schulen überblicken, und auch die Landesdirektionen können nicht eingreifen, da sie ja an Weisungen gebunden sind. Deswegen würde ich wieder das Prinzip der Subsidiarität leben lassen, dass die kleinere Einheit vor Ort entscheidet, solange, bis es eine übergeordnete Verantwortung gibt. Das ist sicher die bessere Lösung.“
Bei den Pädagogischen Hochschulen ist Enzenhofer aber auf Seite des Bundes: Da gab es zuletzt Konflikte über die Autonomie der Einrichtungen, Bildungsminister Faßmann will diese einschränken. Enzenhofer argumentiert: "Die Digitalisierung hat uns gezeigt, dass wir auch in der Ausbildung rasch reagieren können müssen. Der Staat ist ja quasi Monopolist als Dienstgeber der ausgebildeten Lehrer und soll daher auch die Ausbildung vorgeben können.“
Reformbedarf
Ändern würde er aber die Ausbildungsdauer, die zuletzt deutlich erhöht wurde: Bei Volksschullehrern um ein Jahr und ein weiteres für den "Master“, bei allen anderen um ein zusätzliches Semester. Er schlägt vor, die Ausbildung zu verkürzen und manche Kurse erst in der Fortbildung zu verlagern.
"Wir steuern nämlich auf einen Lehrermangel zu, das belegt jede Statistik, wir werden mehr Schüler und weniger Lehrer haben.“ Deshalb plädiere er für eine Offensive, um die geeignetsten Studenten zu bekommen. „Und dann müssen wir auch über die Bezahlung sprechen, um den Beruf noch attraktiver machen zu können.“
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