FPÖ-Granden werden deutlich: "Straches Karriere ist vorbei"

Ein Bild aus gemeinsamen Tagen: Kunasek (links), Strache.
Am Tag nach der Nationalratswahl brechen die ersten FPÖ-Landesobleute offiziell mit dem alten Parteichef.

Nach dem Wahldebakel der FPÖ wird immer mehr Kritik an dem wegen des Ibiza-Skandals zurückgetretenen Heinz-Christian Strache laut. Der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek sprach sich als erster offen für den Parteiausschluss Straches aus, wenn sich die Vorwürfe in der Spesenaffäre erhärten sollten. "Wenn das stimmt, sehe ich keine andere Möglichkeit. So leid es mir tut."

Der Tiroler Landeschef Markus Abwerzger schlug gegenüber dem KURIER in dieselbe Kerbe: "Sollte sich das ansatzweise bewahrheiten, führt an einem Ausschluss kein Weg mehr vorbei. Wir müssen jetzt Kante zeigen und klare Verhältnisse schaffen."

Noch deutlicher wurde der steirische FPÖ-Spitzenkandidat bei der Nationalratswahl, Hannes Amesbauer, der am Montag mit Blick auf den Spesenskandal zu Radio Steiermark sagte: "Was die politische Karriere des H.-C.  Strache betrifft, die ist sowieso vorbei." In der Kleinen Zeitung hatte der Abgeordnete schon gestern Sonntag gemeint: "Strache ist nicht mehr zu halten."

Strache-Ausschluss rückt näher

Amesbauer legt Strache auf Nachfrage den freiwilligen Parteiaustritt nahe: "Auch für H.-C. Strache gilt die Unschuldsvermutung und die Sachen gehören natürlich geprüft. Aber wenn Sie mich nach meiner persönlichen Meinung fragen, wäre es das beste, wenn H.-C. Strache in sich geht und von sich aus die Mitgliedschaft in der Freiheitlichen Partei zurücklegt, also austritt." Am Dienstagnachmittag wird ab 15 Uhr der Bundesparteivorstand der FPÖ, dem auch Amesbauer angehört, in Wien tagen.

Wie Amesbauer sah Niederösterreichs FPÖ-Landesrat Gottfried Waldhäusl am Montag den ehemaligen Vizekanzler Strache als Schuldigen für die Wahlschlappe. "Hätte Strache nach Ibiza das gleiche getan wie Gudenus, wäre uns das erspart geblieben", sagte er. Gudenus war direkt nach Ibiza aus der FPÖ ausgetreten.

Am späten Montagnachmittag zog Vorarlbergs FPÖ-Chef Christof Bitschi nach. Er forderte ebenfalls den Parteiausschluss Straches. Es sei offenbar zu Vorgängen gekommen, "die für uns als Vorarlberger FPÖ völlig inakzeptabel sind", sagte er zu Radio VorarlbergBitschi, der in zwei Wochen die Vorarlberger Landtagswahl schlagen muss, hatte schon am Abend der Nationalratswahl verlangt, "dass innerparteilich aufgeräumt wird".

Spesenaffäre zur Unzeit

Strache war Anfang vergangener Woche noch einmal unter Beschuss geraten, nachdem ihm in einer anonymen Anzeige falsche Spesenabrechnungen in beträchtlicher Höhe vorgeworfen worden waren. Der Ex-Politiker soll in seiner aktiven Zeit ein mit 10.000 Euro monatlich dotiertes Spesenkonto von der Wiener FPÖ gehabt haben. Strache spricht von "Verleumdungen". Weiter schrieb Strache am vergangenen Mittwoch auf Facebook: "Es gab kein Spesenkonto für mich, sondern für das gesamte FPÖ-Team in meinem Büro und ich hatte ausdrücklich keine 'Partei-Kreditkarte'." Wohl auch wegen dieser Affäre landete die FPÖ am Wahlsonntag unsanft bei 16,1 Prozent.

Strache attackiert FPÖ-Spitze

Ebenfalls auf Facebook versagt der gefallene Ex-Obmann seiner Partei unterdessen die - von ihm selbst viel beschworene - Treue. Auf den Vorwurf eines Facebook-Nutzers, Strache habe "die FPÖ groß gemacht und gleichzeitig zerstört", erwiderte der Angegriffene, ob nicht unter anderem "die Anbiederung an die ÖVP" an dem schwachen Wahlergebnis schuld sei. Außerdem beschwerte er sich, die FPÖ habe ihn gegen Angriffe nicht verteidigt.

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