Steigende Preise bereiten Österreichern mehr Sorge als Migration
Die Folgen der Energiekrise, die wiederum alle anderen Preise auch in die Höhe getrieben hat, bereiten den Europäern derzeit die größten Sorgen. Da rücken sogar die Angst vor einem Atomangriff Russlands oder die Sorge vor einer nächsten Pandemie in den Hintergrund. Das ergibt die jüngste Eurobarometer-Umfrage, durchgeführt im vergangenen Herbst im Auftrag des EU-Parlaments.
Demnach sind 93 Prozent aller befragten 26.431 EU-Bürger wegen der steigenden Lebenshaltungskosten besorgt, in Österreich (1.008 befragte Personen) sind es mit 89 Prozent im Verhältnis kaum weniger. Hand in Hand damit geht die Angst vor Armut und sozialer Ausgrenzung. Drei Viertel der Österreicher (76%) befürchten sie, EU-weit sind es sogar im Schnitt 82 Prozent. Fast die Hälfte aller EU-Bürger haben im Vorjahr als eine Folge der multiplen Krisen merken müssen, dass ihr Lebensstandard gesunken ist.
Der Klimawandel sorgt Österreicher
Als drittgrößte Herausforderung an die EU sehen die Österreicher den Klimawandel, 76 Prozent der Bürger fürchten die Folgen der steigenden Temperaturen. Und erst an vierter Stelle aller größten Sorgen - und das ist neu - rangiert bei den Östereichern die Sorge vor der Migration. Bisher spielte diese Angst eine dominantere Rolle, jetzt fürchten 74 Prozent der Österreicher die Auswirkungen zu großer Zuwanderung.
Eurobarometer: Lage in Österreich besser als im EU-Schnitt
Damit stechen die Österreicher in der Eurobarometer-Umfrage heraus - bei allen anderen Themenbereichen sind die Sorgen der EU-Bürger im Schnitt größer, nur bei der Migration plagen die meisten EU-Bürger weniger Ängste: 70 Prozent sehen die Migration als eine Sorge, die sie besonders umtreibt.
Trotz der gestiegenen Lebenshaltungskosten bezeichneten 51 Prozent der Österreicher ihr Haushaltseinkommen noch als "einigermaßen akzeptabel", rund ein Viertel lebt derzeit "mit einigen Schwierigkeiten", sechs Prozent mit "großen Schwierigkeiten". Damit fällt die Lage hierzulande besser als als im EU-Schnitt, wo nur 46 Prozent gut über die Runden kommen, 36 Prozent nur mit Schwierigkeiten und 9 Prozent mit großen Problemen.
Skepsis bei EU-Maßnahmen im Ukraine-Krieg
Entsprechend positiver beurteilen die Österreicher die Bemühungen ihrer eigenen Regierung - 45 Prozent äußerten sich zufrieden, EU-weit war dies nur ein Drittel der Befragten. Auch die Maßnahmen der EU gegen die Teuerung beurteilten 39 Prozent der Österreicher positiv, aber nur 33 Prozent der befragten EU-Bürger.
Generell skeptischer als der EU-Schnitt beurteilen die Österreicher die EU-Maßnahmen seit Beginn des Ukraine-Krieges, etwa die Sanktionen gegen Russland. Nur knapp mehr als die Hälfte befürworten sie ganz oder zumindest teilweise, EU-weit liegt dieser Vergleichswert bei über 70 Prozent.
Nach wir vor zurückhaltend sind viele Österreicher auch, was das Image der gesamten Europäischen Union angeht. 39 Prozent sehen sie positiv, fast genau so viele Österreicher sehen sie weder positiv noch negativ und 22 Prozent haben ein schlechtes Bild von der EU. Im Vergleich dazu der EU-Schnitt: 47 Prozent haben ein positives und nur 14 Prozent ein negatives Bild.
EU-Parlament hat in Österreich schlechtes Image
Das Image des EU-Parlaments schneidet dabei noch schlechter ab: Nur ein Drittel der Österreicher beurteilt das europäische Abgeordnetenhaus positiv, ein Fünftel sogar glattweg negativ. EU-weit sieht es nicht viel besser aus - 36 Prozent negativ, 17 Prozent positiv.
Die Umfragen wurden noch vor Aufkommen des jüngsten Korruptionsskandals im EU-Parlament erstellt - die Meinung über das EU-Parlament dürfte seither nicht besser geworden sein. Und weil die meisten Menschen keinen Unterschied zwischen den EU-Institutionen machen, hat auch das gesamte Bild der EU mit dem Skandal gelitten - das dürfte sich aber erst in der kommenden Eurobarometerumfrage niederschlagen.
Und welchen Themen sollte sich das EU-Parlament nun laut Umfrage nun am meisten widmen? 40 Prozent der Österreicher sagen: Kampf dem Klimawandel, ein Drittel sagt der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung und ein Fünftel sagt: der Migration.
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