Starker Mann in der Sozialversicherung

Starker Mann in der Sozialversicherung
Matthias Krenn. Der blaue Kärntner Hotelier wird Chef in der Österreichischen Gesundheitskasse und im neuen Dachverband.

Er ist in der heimischen Polit-Landschaft kein gänzlich Unbekannter. Im Zusammenhang mit der Sozialversicherungsreform dürfte Matthias Krenn (59) aber selbst einer interessierten Öffentlichkeit noch kein gängiger Name sein. Das dürfte sich rasch ändern.

Der Freiheitliche wird nicht nur erster Obmann in der neu geformten Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), in der die neun Gebietskrankenkassen mit ihren rund sieben Millionen Versicherten aufgehen.

Krenn wird außerdem Vorsitzender im neuen Dachverband. In dieser Rolle koordiniert er die fünf Sozialversicherungsträger, die aus der türkis-blauen Kassenfusion hervor gehen.

Das neue Gesicht

Insofern wird der Kärntner Unternehmer und frühere Gefolgsmann von Jörg Haider Nachfolger von Hauptverbandschef Alexander Biach – sprich das neue Gesicht der Sozialversicherung. Zumindest bis Mitte 2020, ab dann wechselt er sich beim Vorsitz halbjährlich mit Arbeitnehmervertreter Andreas Huss (bisher Obmann der Salzburger Gebietskrankenkasse) ab.

In Zukunft dürfte Freizeit für Krenn also definitiv ein Fremdwort sein. Aber eigentlich war es das schon bisher.

Seit 1997 ist Krenn Bürgermeister in Bad Kleinkirchheim, wo er schon mit 20 Jahren das elterliche Hotel – den Kärntnerhof – übernommen hat. Das Hotel führt mittlerweile sein Bruder.

So richtig politisch wurde es im Jahr 2000: Der damals frisch gewählte schwarze Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl hat Krenn „erfolgreich eingebunden“, wie Weggefährten erzählen. Soll heißen: Leitl machte Krenn, der bis dahin stets gegen die Zwangsmitgliedschaft bei der Kammer gewettert hatte, zu einem seiner Vizepräsidenten.

Es wirkte. Krenn schimpfte fortan nicht mehr auf die Zwangsbeiträge in der Unternehmervertretung.

Schließlich wurde Krenn sogar Bundesobmann der freiheitlichen Wirtschaft und saß seit 2010 (bis Ende März)auch als Mitglied im Vorstand des Hauptverbandes. Auch diese Funktion verdankte er seinerzeit Leitl und dem „geschenkten“ Wirtschaftsbund-Ticket.

Ein 1000-Euro-Job

Interessant: In diesem Hauptverband-Vorstand fallen zwar Beschlüsse. Der Job ist aber nicht mit einer operativen Tätigkeit vergleichbar, man führt keine konkreten Verhandlungen, hat kein Büro etc. Das Salär beträgt 1000 Euro im Monat. Skurril genug, ist es diese Funktion, die als Krenns Qualifikation für die Sozialversicherungs-Top-Jobs genannt wird.

Das macht gar nichts, ätzen Krenns Gegner. Er sei ohnehin nur ein Befehlsempfänger des blauen Sozialministeriums beziehungsweise der FPÖ-Spitze. „Er ist ja persönlich sympathisch, gesprächsoffen und durchaus kompromissbereit. Aber inhaltlich ist er denkbar schwach aufgestellt“, sagt ein Kassen-Auskenner, der lieber anonym bleiben will.

Historisches Projekt

Krenn selbst verweist auf seine Erfahrung im Hauptverband und freut sich auf die spannende Herausforderung, wie er zum KURIER sagt. „Das ist ein historisches Projekt, das hier umgesetzt wird, und am Schluss werden die Versicherten die Gewinner sein.“ Er sei keineswegs ein blauer Befehlsempfänger, er stehe schlicht „hinter der Regierungslinie, was die Reform angeht“.

Krenn: „Ich fühle mich der Reform verpflichtet, weil ich sie richtig finde. Auch die Selbstverwaltung bleibt erhalten, trotz aller gegenteiligen Behauptungen. In zwei, drei Jahren wird sich niemand mehr an die alten, aufgeblasenen Strukturen der 21 Sozialversicherungsträger erinnern wollen.“

Freilich hängt über der gesamten Sozialversicherungsreform das Damoklesschwert der diversen Verfassungsklagen. Bisher ist ja erst der Startschuss zur Reform gefallen. Wirklich tätig wird die Österreichische Gesundheitskasse erst ab 2020.

Krenn gibt sich überzeugt, dass das Vorhaben gelingt. „Das ist alles Teamarbeit. Da ist enorme Expertise vorhanden, auf der kann man aufbauen. Das hängt ja nicht nur am Obmann.“ Und zu den Klagen äußert Krenn eine ganz „persönliche Meinung“, wie er betont: „Da kommen sicher nur marginale Änderungen.“

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