SPÖ wirkt gelöst, auch dank "Stimme aus dem Jenseits"
Die SPÖ spürt einen Aufwind im Wahlkampffinale. Die Skandale in Rot blieben im Gegensatz zum Jahr 2017 aus, die gab es dafür in "Hülle und Fülle bei ÖVP und FPÖ", sagt Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda zum Auftakt. Bis auf den letzten Platz gefüllt war das SPÖ-Zelt in der Löwelgasse, als die in rot-weiß gekleidete Pamela Rendi-Wagner mit Fans einzieht.
Vor dem Zelt mussten einige SPÖ-Sympathisanten warten, weil es keinen Einlass mehr gab. Die überraschend gute Atmosphäre brachte Altkanzler Franz Vranitzky auf seine ganz eigene Weise auf den Punkt: "Für jemanden, der fast nur mehr eine Stimme aus dem Jenseits ist, ist die Stimmung ein schöner Weckruf".
Der ehemalige SPÖ-Kanzler hielt eine Rede, die man ihm so nicht zugetraut hätte. Man könnte fast sagen, er spielte im SPÖ-Zelt den Einheizer – aber auf höchstem Niveau. Vranitzky sorgte mit jede Menge Pointen und Spitzen für Lacher.
Norbert Hofers Koalitionsangebot an Sebastian Kurz nannte der Ex-Kanzler eine "fast Burgtheater-reife Unterwürfigkeit". Strache sei irgendwo zwischen einer "Oligarchen-Nichte und Zehennägel" versunken. Kurz sei ein "Ballhaus-Platz-Bewohner für 17 Monate, der laut über eine Minderheitsregierung spekuliert".
Nur zwei Unterschiede gebe es zur ersten Minderheitsregierung 1970. "Die SPÖ hatte damals 48 Prozent und der Kanzler hieß Kreisky. Ein feiner Unterschied." Am Ende seiner Rede wurde der Ex-SPÖ-Kanzler ungewöhnlich emotional. Unter Tränen streute er Rendi-Wagner Rosen: "Pam, du bist unsere neue Zeit".
Die Worte der roten Kanzler-Legende sorgten bei der SPÖ-Spitzenkandidatin für "Gänsehaut-Feeling". Der Altkanzler sei ein großer Unterstützer von ihr, so Rendi-Wagner auf der Bühne. In den letzten Wochen habe er sie oft angerufen und gesagt: "Super machst du das. Geh einfach weiter".
Knapp 48 Stunden vor dem Wahlgang warnt die rote Spitzenkandidatin vor allem vor einer "Neuauflage der Ibiza-Koalition", die sich ein "ganzes Land zur Beute und zum Selbstbedienungsladen" machen will. Vor allem FPÖ-Wählern, die enttäuscht sind, wolle Rendi-Wagner ein Angebot machen, für eine "ehrliche und anständige Politik, die zuhört und die Ängste ernst nimmt."
Sie werde die letzten Stunden noch um jede Stimme kämpfen, auch wenn sie am Beginn des Wahlkampfes nicht vorstellen konnte, worauf sie "sich da eingelassen" hat. Ihre Familie habe sich auch nicht vorstellen können, wie anstrengend diese Zeit werden würde. "Am Anfang haben meine Töchter zwar gesagt, 'Go, Mami, Go!’", so die SPÖ-Chefin. Aber jetzt naht ja endlich das Ende.
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