Differenzen mit Babler
Und auch jetzt sind etliche Genossen aus den Ländern überzeugt, Ludwig würde aus Unmut über den Kurs und der Performance des neuen Parteichefs Andreas Babler den Gremien den Rücken kehren. So gab es zuletzt etwa Differenzen wegen der von Babler gewünschten Reform der Parteistatuten.
Ludwig ziehe sich aber auch zurück, um am Parteitag am 11./12. November einer möglichen Düpierung zu entgehen, heißt es. Demnach habe es schon Absprachen von Funktionären aus mehreren Bundesländern gegeben, um Ludwig mit Streichungen einen Denkzettel zu verpassen, so ein Genosse.
Schließlich habe er im Frühjahr bei der holprigen Obmann-Kür eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass sein Widersacher Doskozil trotz gewonnener Mitgliederbefragung nicht Parteichef wurde. „Nun beim Parteitag Babler zu streichen, wäre aber ein Jahr vor der Nationalratswahl das falsche Zeichen“, sagt ein Länder-Funktionär zum KURIER. „Beim Wiener Bürgermeister ist das etwas anderes.“
Enge Ludwig-Vertraute bestreiten, dass derartige Motive hinter dem Schritt des Bürgermeisters stecken. Anders als damals Doskozil würde Ludwig sehr wohl hinter dem Parteichef stehen. „Das hat er am Montag vor den Gremien auch dezidiert betont“, sagt ein Teilnehmer der Sitzung.
Fruchtloses Engagement
Zu hören aus der Wiener Landespartei ist, dass Ludwig nach Jahren der intensiven und letztlich fruchtlosen Unterstützung von Rendi-Wagner es zunehmend „am Nerv gegangen“ sei, sich sei permanent in die Bundespartei einbringen und dafür viel Zeit aufwenden zu müssen. Was Ludwig ganz gelegen kommt: Nach einer Umstrukturierung sind für die Wiener statt neun nur mehr acht Plätze im Vorstand vorgesehen. Mit seinem Rückzug verhindere er, das es zu einem internen Gerangel um den Einzug in das Gremium komme, so ein Funktionär.
Volle Konzentration auf Wien wird Ludwig wohl auch nötig haben: Nach seinem Wahlerfolg 2020 (41,7 Prozent) droht 2025 ein Ergebnis deutlich unter der 40-Prozent-Marke. Mit der aktuellen Teuerungswelle gerät auch die Wiener Stadtregierung unter Druck, Gefahr von links droht durch die Bierpartei.
Harsche Kritik aus Tirol
Offene Kritik an Ludwig übt Tirols LH-Stellvertreter Georg Dornauer: „Für mich ist es nicht nachvollziehbar, zumal ich damals die Entscheidung von Doskozil auch nicht goutiert habe, sich zurückzuziehen.“ Und weiter: „Wir sind die innerparteilich demokratisch legitimierten Führungsspitzen der jeweiligen Landesorganisationen und als solche sollten wir auch unserer repräsentativen Verpflichtung gegenüber unserer Bundespartei nachkommen.“
Parteichef Babler kommentiert Ludwigs Rückzug lapidar: Selbstverständlich respektiere er dessen „persönliche Entscheidung“. Wichtig sei, dass die Wiener SPÖ auch künftig stark im Präsidium vertreten sei. Aktuell sorgt dafür neben Ludwig die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures. Hinzu kommt Finanzreferent Christoph Matznetter. Für den Vorstand kandidiere mit Ausnahme Ludwigs das gesamte Landesparteipräsidium. Schon das zeige, dass es keine Diskrepanzen mit der Bundespartei gebe, sagt Parteisekretärin Barbara Novak.
Häme kommt indes aus Eisenstadt: Immerhin sei Ludwig einer der härtesten Kritiker gewesen, als seinerzeit Doskozil die Gremien verlassen hatte, heißt es dort.
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