Etwa über die Performance von SPÖ-Parteichef Andreas Babler, zu dessen engsten Unterstützern Kowall gehört. Vor einem Jahr hatte der 42-Jährige angekündigt, als Alternative zu Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil für die Parteiführung zu kandidieren. Ein Schritt, der allerdings nur dazu diente, den Weg für das Antreten Bablers freizumachen.
Gedankt hat ihm das parteiintern niemand: Der aufmüpfige Bezirksfunktionär, der einst mit seiner Sektion 8 gegen den Willen der Parteispitze das kleine Glücksspiel in Wien kippte, wurde auf der Wiener Landesliste für die Nationalratswahl auf den aussichtslosen 20. Platz geparkt. Auffällig weit hinter allen anderen roten Spitzenkandidaten der Regionalwahlkreise.
Kowall ist jener in „Wien Innen West“, wo die SPÖ rund 35 Prozent der Stimmen bekommen müsste, um ihm einen Einzug ins Parlament zu ermöglichen. Angesichts der 19 Prozent bei der Wahl 2019 ein recht aussichtsloses Unterfangen.
Deshalb will der Parteirebell das rote Establishment, angeführt von Landeslisten-Erster Doris Bures, mit einem Vorzugsstimmenwahlkampf ins Schwitzen bringen.
Hohe Hürde
Rund 25.000 Unterstützungserklärungen sind wohl nötig, um ihm ein Mandat zu verschaffen. Kein leichtes Unterfangen: Mit Ausnahme von Rendi-Wagner (26.875 Stimmen) stieß 2019 kein SPÖ-Kandidat auch nur annähernd ins solche Dimensionen vor. Mit Hilfe seiner Hausbesuchsaktion nebst intensiver Präsenz in den sozialen Medien will Kowall die Hürde dennoch nehmen.
„Mit Babler entwickelt sich die SPÖ in die richtige Richtung“, ist er trotz der mauen Umfragedaten überzeugt. „Ich will mich daran beteiligen, diesen Weg noch auszubauen.“
Inhaltlich folgt sein Wahlkampf-Konzept jenem von Babler. Etwa mit der Forderung nach einer ökologischen Transformation der Wirtschaft. Wie berichtet will der SPÖ-Chef dafür einen Fonds über 20 Milliarden Euro schaffen, geknüpft an Bedingungen, die der Staat vorgibt. „Superlinks ist das nicht“, wie Kowall betont. Überhaupt habe die SPÖ unter Babler keineswegs einen wirtschaftsfeindlichen Kurs eingeschlagen, ist er überzeugt.
Querschüsse
Dass dem Parteichef dies und zuletzt auch vieles andere offen aus den eigenen Reihen vorgeworfen werde, liege am SPÖ-Establishment, das sich schwer mit einem hemdsärmeligen Bürgermeister als Parteichef tue. „Statt ständig dazwischenzufunken, sollte man aber Babler die Möglichkeit geben, sich zu entfalten.“
Als wenig nützliches Dazwischenfunken betrachtet Kowall auch das offene Eintreten von SPÖ-Granden für eine Koalition mit der ÖVP. Für Staatsräson sei nach der Wahl immer noch Zeit, jetzt sei das Ziel, eine Mehrheit abseits der ÖVP zu schaffen.
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