Das Momentum in der SPÖ deutet nun darauf hin, dass dieser schneller kommen könnte als gedacht. Denn nach der Sozialistischen Jugend preschte gestern die mitgliederstarke oberösterreichische Landespartei vor. Landesparteichef Michael Lindner forderte in den Oberösterreichischen Nachrichten einen Parteitag nach dem 23. April. Auch Klaus Luger, SPÖ-Bürgermeister in Linz, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Spätestens nach der Wahl in Salzburg muss für alle klar sein, wer für die SPÖ in die nächste Nationalratswahl geht.“
Offiziell gibt es diesbezüglich – noch – keine Aktivitäten. Allerdings hat Rendi-Wagner am Montag angekündigt, kommende Woche ein Sonderparteipräsidium abzuhalten. Und das wird sich unter anderem mit zwei Fragen auseinandersetzen: Wie kommt Ruhe in die Partei? Und: Wer ist für einen vorgezogenen Parteitag?
Ob sich Rendi-Wagners schärfster öffentlicher Kritiker, Hans Peter Doskozil, einer Kampfabstimmung stellt, ist offen.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig bleibt jedenfalls bei seiner Unterstützung für die Amtsinhaberin. Und zwar über den „kommenden Parteitag hinaus“, wie er gestern betonte. Nachsatz: „Wie der Parteitag ausgeht, wird man sehen. Ich bin kein Prophet.“ Angesicht der Stimmung in den Landesparteien rechne er aber damit, dass es zu einer Zustimmung für die Parteichefin komme.
Ob er damit richtig liegt, ist offen. Fest steht: Die Lage ist ausnehmend komplex, geht es doch längst nicht nur um die schlichte Frage: mit oder ohne Rendi-Wagner?
Ein bei allen Debatten mitschwingendes Thema ist seit Jahren die innere Zerklüftung der sozialdemokratischen Parteienfamilie. So halten die Landesparteien der Wiener Stadtpartei vor, den bescheidenen Zustand der Bundespartei maßgeblich verschuldet zu haben und dennoch untätig zu sein.
Und das führt wieder zurück zum Konflikt zwischen Rendi-Wagner und Doskozil.
Denn abgesehen davon, dass wesentliche Teile der Wiener Stadtpartei Doskozil die Zustimmung versagen (zuletzt gab es Überlegungen, Doris Bures an der Parteispitze zu installieren, um Doskozil den Weg dorthin zu versperren), bleibt die Frage: Gibt es vielleicht einen Kompromiss-Kandidaten oder eine -Kandidatin, mit der Wien und Eisenstadt leben können? Wer könnte einen tragfähigen Konsens verkörpern und die älteste Partei des Landes befrieden?
Über all diese Fragen herrscht Rätselraten.
Hans Peter Doskozil will Rendi-Wagners „öffentliche Angriffe“ nicht mehr kommentieren. Und schon gar nicht lässt er durchblicken, ob er jedenfalls selbst antreten oder einem Kompromiss-Kandidaten den Vortritt lassen würde. Vermutlich ist es dafür viel zu früh. Denn in allen Landesparteien heißt es im Hintergrund: „Wer sich jetzt aus der Deckung wagt ist ohnehin erledigt.“
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