So erzeugen Pandemie, Krieg, Teuerung und Weltuntergangshysterien Wut auf die Regierenden. Das hat auch Johanna Mikl-Leitner zu spüren bekommen. Die nie wirklich vollzogene Impfpflicht und der verlängerte Lockdown für Ungeimpfte haben außerdem einen wehleidigen Opfermythos entstehen lassen. Gut möglich, dass etliche Kärntner ihrem Landeshauptmann einen unsensiblen Vorschlag nicht verziehen haben: Peter Kaiser wollte (ausgerechnet) gelbe Armbänder für Geimpfte verordnen, hat das nach einem Aufschrei jedoch schubladisiert. Und auch wenn der unsinnige „Genderleitfaden“ der Kärntner Landesregierung nie umgesetzt wurde, schlug er doch in allen Faschingssitzungen auf. Dass SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner noch im August im ORF-Sommergespräch keine Migrationskrise sah (was sie später etwas revidierte), könnte zusätzlich eine Rolle gespielt haben. Jedenfalls lauter aufgelegte Elfmeter für die Blauen, die aber auch einige verschossen haben – Kickls verbale Aggressionen wirkten dann doch für viele überzogen.
Manch wichtigen Punkt haben Meinungsforscher und Journalisten schlicht übersehen: zum Beispiel den Wolf. In den Augen der Städter ist das eine Art Haustier, sein Abschuss empörend. Bauern hingegen betrachten ihn als Raubtier, der Blutbäder unter den Hoftieren anrichtet. Verständlich, dass sie sich für eine Wolfs-Dezimierung einsetzen. ÖVP-Kandidat Martin Gruber war dafür und punktete in Landregionen. Interessant ist auch, dass die Grünen nicht vom Fleck kamen, obwohl doch Klimapolitik – laut Umfragen – so wichtig ist und die „Letzte Generation“ eine Aktionswoche nach der anderen veranstaltet. Allerdings wirkt das womöglich eher abschreckend, samt der Aussicht, auf Lastenfahrräder mit Holzkisten umsteigen zu müssen.
Was die SPÖ betrifft, hätte sie bei der ÖVP durchaus in die „Schule“ gehen können: Bei den Schwarzen war das „Obmannschlachten“ jahrzehntelang in Mode, daher kam die Partei nicht vom Fleck. ÖVP-Politiker zeigten dann genauso gerne anklagend auf die Medien als Überbringer der schlechten Nachricht. Ist doch viel leichter, als die „hausgemachten“ Probleme lösen zu müssen.
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