Schule: "Man muss Eltern zeitliche Perspektive geben"

An empty class room is pictured at Hesse's largest high school, Karl-Rehbein-Schule after schools are closed down nationwide due to the coronavirus disease ( COVID-19 ) in Hanau
Es brauche "Klarheit, wie das Schuljahr in diesen kommenden Wochen und Monaten aussehen soll", so der Wiener Bildungsdirektor Himmer.

Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer fordert ebenso wie Elternvertreterinnen eine klare Perspektive, wie lange die Schulen wegen der Coronakrise geschlossen bleiben. "Man muss eine zeitliche Perspektive definieren, um den Eltern und auch den Schulen eine gewisse Planungssicherheit zu geben", sagte Himmer am Dienstag im Ö1-Morgenjournal. Die FPÖ will heuer eine Aussetzung der Zentralmatura.

Es brauche "Klarheit, wie das Schuljahr in diesen kommenden Wochen und Monaten aussehen soll", so Himmer. Dieses "In-den-Tag-Hineinarbeiten" sei für Familien sehr stressig und auch angesichts der nötigen Ausstattung etwa mit Laptops eine große Herausforderung.

Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky schlägt in dieselbe Kerbe: "Deshalb müssen wir alles daran setzen, dass es gerade für diese Menschen möglichst rasch Informationen gibt, wie es mit den Schulen und den Kindergärten weiter geht. Vor allem dürfen Kinder, die Unterstützung und Förderung benötigen, nicht zurückgelassen werden,“ so Czernohorszky

Himmer erklärte, dass in der Überbrückungszeit in den Schulen die Kinder nicht nur betreut werden, sondern auch Unterrichtsstoff vertieft und wiederholt würde. Sollte diese Phase länger dauern, "muss man sich Gedanken machen", was im Bildungsministerium auch geschehe.

"Es darf nicht eine Schule der zwei Geschwindigkeiten werden", betonte Himmer. "Es darf nicht sein, dass die, die in der Schule sind, mehr bekommen, besser dran sind als die, die zuhause sind." Denn dann würde im Herbst eine Situation entstehen, wo Schüler ganz unterschiedliche Chancen und Voraussetzungen haben.

Elternvertreterinnen verweisen darauf, dass künftig mehr Kinder in den Schulen betreut werden müssten, wenn die Geschäfte vor den Schulen geöffnet werden, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag bekanntgab. Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an Pflichtschulen, sagte: "Wir vermuten natürlich, dass dann auch mehr Schüler in den Schulen betreut werden müssen, wenn die Eltern wieder ihren täglichen Ablauf haben an ihren Arbeitsplätzen."

Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV), Elisabeth Rosenberger, kann sich Unterricht in den Schularbeitsfächern und mit Mundschutz vorstellen. "Wenn man in Geschäften einkaufen darf mit dieser Mundschutzmaske, warum soll dann nicht auch Unterricht stattfinden, also nicht für die ganze Schule, aber für einzelne Klassen?", fragte Rosenberger. Möglich wäre dies laut ihr auch in Maturaklassen, die sogar kleiner als normale Schulklassen seien. "

FPÖ: Zentralmatura aussetzen

Die FPÖ verlangt in Sachen Matura mehr Autonomie für die Schulen. "Die Schulen wissen meist ganz genau, wie sie mit der Situation vor Ort am besten umgehen", so Unterrichtssprecher Hermann Brückl in einer Aussendung. Die Zentralmatura soll daher ausgesetzt und den Schulen die Möglichkeit gegeben werden, die Reifeprüfungen nach ihren Bedürfnissen selbst zu handhaben - sowohl zeitlich als auch beim Prüfungsstoff. "Unumgänglich ist es jedoch, endlich eine Entscheidung zu fällen und für Gewissheit zu sorgen."

ÖGB und AK fordern mehr Sonderbetreuungszeit

Da Kindergärten und Schulen nur eingeschränkt geöffnet sind, hat die Bundesregierung die Sonderbetreuungszeit geschaffen, damit ArbeitnehmerInnen betreuungspflichtige Kinder im Ausmaß von drei Wochen zu Hause betreuen können. „Diese Maßnahmen reichen nicht aus. Wir brauchen dringend eine Verlängerung der Sonderbetreuungszeit bis zur Wiederaufnahme des Regelbetriebs an Schulen und Kindergärten, einen Rechtsanspruch für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und eine komplette Kostenübernahme durch den Bund“, fordern ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann und AK-Präsidentin Renate Anderl.

Bisher hatten Arbeitgeber Anspruch auf Vergütung von einem Drittel des in der Sonderbetreuungszeit an die Arbeitnehmer gezahlten Entgelts durch den Bund. Die Entscheidung, ob Sonderbetreuungszeit überhaupt gewährt werde, liegt derzeit beim Arbeitgeber, einen Rechtsanspruch gibt es nicht.

„Der Großteil der Eltern, in erster Linie Frauen, müssen aktuell einerseits weiter ihrer Arbeit nachgehen und gleichzeitig zuhause Kinder betreuen und Bildungsarbeit leisten - manche von ihnen im Homeoffice, ein Großteil von ihnen in besonders gefährdeten Branchen wie der Pflege oder dem Handel“, erläutert Schumann. Die Mehrfachbelastung von Haushalt, Kinderbetreuung und Arbeit auf oft engstem Raum unter einen Hut zu bekommen, führe zu Überforderung, Stress und schwierigen Belastungssituationen. „Es ist schlicht und einfach nicht möglich, beispielsweise im Home Office die volle Arbeitsleistung zu erbringen und nebenbei auch noch die Kinder zu betreuen und sie bei den Schularbeiten zu unterstützen. Es kann nicht sein, dass die Krise auf dem Rücken der Frauen ausgetragen wird“, betont Schumann die Wichtigkeit der Ausweitung der Sonderbetreuungszeit-Maßnahmen.

„Wir wissen aus vielen Anfragen, dass sich Eltern derzeit große Sorgen machen: einerseits darum, wie sie die Kinderbetreuung und den Heimunterricht bewältigen sollen, andererseits auch um ihre Arbeitsplätze“, ergänzt AK Präsidentin Renate Anderl. „Was passiert nach den drei Wochen, wohin sollen die Kinder, müssen wir Urlaub nehmen oder werden wir gar gekündigt – das sind häufig gestellte Fragen. Die Regierung muss den Menschen jetzt Sicherheit geben und die Sonderbetreuungszeit ausweiten, mit einem Rechtsanspruch versehen und die Kosten übernehmen. Was Familien derzeit alles schultern müssen ist eine Wahnsinns-Leistung und vor allem eine immense Belastung. Hier braucht es dringend Unterstützung.“

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