Während die Regierungsspitze Freitagabend noch überlegte, ob die Schulen für zwei bis drei Wochen dichtgemacht werden sollen, haben die Schulen längst begonnen, sich erneut auf Distance Learning vorzubereiten. Die Schüler wurden angewiesen, alle Materialien, die sie daheim brauchen könnten, aus der Schule mitzunehmen.
Bis zum Abend war nicht klar, ob die Schulen zur Gänze schließen werden – auch wenn einige Medien das bereits berichteten. Das Bildungsministerium bestätigte das nicht.
Nur so viel: Selbst bei einem Lockdown soll es die Möglichkeit geben, die Kinder in die Schule zu bringen, wo sie auch unterrichtet werden. Man rechnet damit, dass jedes fünfte Schulkind (19 Prozent) Betreuung benötigen wird.
Heftig dementiert wird jedenfalls, dass es in dieser Frage zwischen dem türkisen Bundeskanzler und dem türkisen Bildungsminister kracht. Eines ist aber klar: Heinz Faßmann will offenhalten, das Kanzleramt will schließen.
Sogar die Corona-Kommission hat sich gegen einen kompletten Schul-Lockdown ausgesprochen. Diskutiert wurde Donnerstagabend ein Positionspapier des Bildungsministeriums, in dem es um „zusätzliche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung eines ordentlichen Schulbetriebs im Bereich der Pflichtschulen“ geht.
Alternativen
Vorgeschlagen wurde etwa ein „freiwilliges Homeschooling“ nur für jene Kinder und Schüler, wo das auch aus Sicht der Schulleitung möglich und sinnvoll ist. Weiters wurde eine Ausweitung der Schnelltests diskutiert, eine generelle Maskenpflicht für die Zehn- bis 14-Jährigen auch im Unterricht, eine „Ausdünnung“ der Schulklassen, indem sie geteilt werden und/oder in größere Räume übersiedeln (etwa in leer stehende Veranstaltungsräume), sowie ein gestaffelter Unterrichtsbeginn.
In dieser Sitzung führte ein Vertreter des Bildungsministeriums das Beispiel Salzburg an: Die Einführung des Distance Learning bereits vor den Herbstferien habe „keinen augenscheinlichen Effekt erbracht“. Die Infektionszahlen bei den 15- bis 19-Jährigen sind sogar gestiegen.
Kontrollsystem
Für den Wiener SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker steht fest, dass „Schließungen von Orten mit einem kollektiven Kontrollsystem“ der falsche Weg sind.
Jugendliche würden sich dann eben nicht in der Schule, sondern privat treffen – wo niemand kontrolliert, ob sie Abstand halten oder Maske tragen. „Wer glaubt, dass Kinder und Jugendliche den ganzen Tag brav zu Hause sitzen, der hat offenbar selbst keine Kinder“, sagt Hacker.
Und noch etwas gibt der SPÖ-Mann zu bedenken: „Viele Systemerhalter haben Kinder. Wer in dieser schwierigen Zeit in den Spitälern arbeitet, soll wissen, dass die Kinder in den Schulen gut versorgt sind. Das ist keine freundliche Geste, sondern unsere Pflicht.“
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