Schützenhöfer: "Haben es satt, von Djangos geführt zu werden"

Schützenhöfer: "Haben es satt, von Djangos geführt zu werden"
Der steirische Landeschef gab der "ZiB2" ein Abschiedsinterview und dementierte erneut eine Kandidatur für die Hofburg.

Hermann Schützenhöfer hat heute, Freitag, nach mehr als 50 Jahren in der Politik seinen Rückzug bekanntgegeben. Ab sofort ist Christopher Drexler geschäftsführender Obmann der steirischen Landes-VP, Anfang Juli folgt der 51-Jährige ihm dann auch als Landeshauptmann der Steiermark nach. 

Der Rückzug falle ihm schwer, sagte Schützenhöfer dann am Abend in der "ZiB2". "Ich war, ich bin mit Leib und Seele Landeshauptmann. Aber ich mache das guten Gewissens, weil ich den besten Nachfolger ausgesucht habe. Christopher Drexler ist ein Neuer an der Spitze, aber kein Neuling. Er wird das gut machen."

Sieben Jahre lang war Schützenhöfer Landeshauptmann - an welchen Dingen er gescheitert sei, fragt ihn "ZiB2"-Moderatorin Margit Laufer. "Das sollen die Wählerinnen und Wähler beantworten", antwortet Schützenhöfer, und zählt lieber seine Erfolge auf. 

"Darf man keinen Vorschlag machen?"

Er war einer der ersten, der die Impfpflicht gefordert hat - nun gibt es sie, sie ist aber nicht scharf gestellt und wurde bereits zum zweiten Mal verschoben. Ob er sich den Vertrauensverlust in der Bevölkerung im Zuge der Coronakrise nicht auch auf seine Fahnen heften muss?

"Warum? Darf man nicht einen Vorschlag machen?", kontert Schützenhöfer. Er habe die Impfpflicht bereits 2020 gefordert, Anfang 2022 sei sie dann wohl zu spät gekommen. 

Nächster Punkt: Seine Haltung gegenüber der Bundes-ÖVP und ihren Kanzlern. Schützenhöfer ist einst fest hinter Sebastian Kurz gestanden, kurz vor dessen Rückzug hat er ihn aber vermehrt kritisiert. Schützenhöfer stand auch hinter Alexander Schallenberg und steht jetzt hinter Karl Nehammer. "Sind Sie ein Opportunist?", fragt Moderatorin Laufer. 

"Stumpfsinn der Sonderklasse"

Schützenhöfer, sichtlich verärgert, sagt: "Das ist ein Stumpfsinn der Sonderklasse." Er habe bei Nehammer "das Gefühl, dass er das gut macht". Die ÖVP sei in der "harten Realität des Lebens" angekommen.

"Wir haben es satt, dass wir da von Djangos und Hüftsprüngen geführt werden." Die Situation der Volkspartei verbessere sich "Millimeter um Millimeter". 

"Was soll die Frage?"

Hartnäckig halten sich Gerüchte, dass Schützenhöfer als Kandidat für die Bundespräsidentschaft für die ÖVP ins Rennen gehen könnte. Die ÖVP hat aber bereits erklärt, keinen Kandidaten zu stellen. Schützenhöfer merkte heute an: Die steirische ÖVP sei nicht die ÖVP. Heißt das, dass Schützenhöfer doch eine Kandidatur überlegt?

"Was soll diese Frage?", sagt er - und dementiert derlei Überlegungen. "Ich habe mit dem gegenwärtigen Bundespräsidenten ein gutes Verhältnis, wir werden sehen, wer da sonst noch kandidiert. Dann wird man sehen, ob man unterstützt oder nicht."

"Leide unter der Überschriftenpolitik"

Zum Unterschied zwischen der steirischen ÖVP und der Bundes-ÖVP merkt er an, seine ÖVP sei eine Partei der Grundsätze. Sein persönlicher Eckpfeiler sei immer die Soziallehre gewesen. Und zur Bundespolitik sagt er: "Ich leide schon ein bisschen darunter, dass man in der Bundespolitik insgesamt eine Überschriftenpolitik macht und den Inhalt nicht nachliefert."

Sein Ratschlag zum Abschied: "Wir müssen hellhörig sein, den Kritikern zuhören, uns mit dem Klimaschutz beschäftigen. Sonst wird nichts daraus werden, dass die ÖVP wieder eine Mehrheit hat."

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