Proteste vor der Botschaft
Die Polizei schiebt auch am Tag danach noch Wache vor der Botschaft. Von den Protesten sind nur die paar Transparente auf dem Boden geblieben, doch der Ärger und die Fassungslosigkeit über Österreichs Entscheidung, Rumäniens Schengen-Beitritt zu blockieren, ist in der ganzen Stadt und in jedem Gespräch präsent. „Wir dachten immer, ihr seid unsere Freunde.“, zeigt sich der Landwirtschafts-Experte Doro bitter enttäuscht: „Waren die Beziehungen nicht gut? Machen all unsere Landsleute, die in Österreich arbeiten, die Steuern zahlen, irgendwelche Probleme?“
Ärger über Österreichs Kehrtwende
Aus heiterem Himmel sei das alles gekommen, wirft die Boutiquenbesitzerin Stefanie ein. Die Niederlande, die hätten sich ja schon immer quergelegt, aber die Österreicher:„Warum fällt euren Politikern das plötzlich vor ein paar Wochen ein?“
Den meisten hier geht es nicht so sehr um die praktischen Folgen der Entscheidung. Mit all den lästigen Grenzkontrollen und den Staus lebe man ohnehin schon seit vielen Jahren und ließe sich davon ohnehin nicht aufhalten. Die Kränkung aber sitzt tief, das Gefühl, wieder einmal zum Europäer zweiter Klasse degradiert worden zu sein, das hört man nicht nur aus den Gesprächen heraus, es drängt sich auch in den Medien in den Vordergrund. „Wenn sie uns nicht wollen, dann wollen wir sie eben auch nicht“, lautet die Schlagzeile einer Boulevardzeitung, die offen zum Boykott österreichischer Firmen, aber auch des österreichischen Tourismus aufruft. Auf die Auslagenscheiben österreichischer Banken hat man über Nacht Zettel mit Sprüchen wie „antirumänische Bank“ geklebt.
Ärger über OMV-Profite
Viel Ärger kassiert auch die österreichische OMV, die in Rumänien Hunderte Tankstellen betreibt. Die habe sich doch hier eine goldene Nase verdient, mit Rumäniens Erdöl. Da hätte man doch mehr Respekt verdient. So böse kommentieren Experten in den rumänischen Nachrichtensendern die Lage, während auf Tabellen im Hintergrund die Millionenprofite österreichischer Firmen in Rumänien aufgelistet sind. Dazwischen die immer wiederkehrenden Bilder des österreichischen Innenministers Gerhard Karner, der an rumänischen Journalisten offensichtlich wortlos vorbeieilt, während die ihm Fragen wie, „warum machen sie das mit Rumänien?“ nachrufen.
„Wir sind schon in einer seltsamen Lage: Ein reiches armes Land“, macht sich Agrarexperte Doro seine Gedanken über Rumäniens Stellung im doch nicht so geeinten Europa: „Einerseits will man das haben, was wir zu bieten haben – aber so richtig dabei will man uns eben doch nicht haben.“
Es ginge eben vor allem um die Beziehungen zu Europa und zu Österreich, die jetzt schwer angeschlagen seien. Der Unmut, so auch die Einschätzung eines erfahrenen österreichischen Beobachters, der werde in Rumänien nicht so rasch ablaufen: Da würden sich jetzt verschiedene politische Kräfte – wie Simion eben – und die Medien gegenseitig hochlizitieren. Der Frust, vom Westen nicht akzeptiert zu werden, das sei ein Gefühl, das man in Rumänien sofort wachrufen könne.
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