Schelte und Lob für Corona-Maßnahmen der Regierung
In einer Aktuellen Stunde wurde über den „Neustart für Wirtschaft und Arbeitsplätze“ diskutiert - nicht ohne die übliche Auseinandersetzung - nämlich Kritik der Opposition an Corona-Hilfen und Comeback-Plan, während Wirtschaftsministerin, ÖVP und auch die Grünen unterstrichen, wie gut Österreich durch die Krise gekommen sei und jetzt die richtigen Strategien ergreife.
Viele Redner gratulierten den ab heute wieder geöffneten Unternehmen in Gastronomie, Hotellerie, Kultur und Sport. Inhaltlich deponierten die Parteien, was aus ihrer Sicht im Neustart nach der Corona-Krise wirtschaftspolitisch wichtig ist.
Neos vermissen "wirkliche Reformen"
"Österreich verdient mehr als ein Comeback. Sorgen wir für einen echten Neustart für Wirtschaft und Arbeitsplätze, Frau Bundesministerin“ ist die Forderung der Neos. Österreich sei nicht gut durch die Krise gekommen, befand Parteichefin Beate Meinl-Reisinger. Spitzenreiter sei man nur bei den Ausgaben - und die seien nicht wirksam eingesetzt worden. Jetzt wären "endlich wirkliche Reformen“ nötig - also Gewerbeordnung liberalisieren, Wirtschaftshilfen treffsicherer machen, Eigenkapitalausstattung forcieren, Insolvenzrecht reformieren (Sanieren statt Schließen) und Langzeitarbeitslosigkeit intensiv bekämpfen.
"Wir haben rasch und richtig reagiert“, hielt dem Wirtschaftsministerin Margrete Schramböck (ÖVP) entgegen: Mit 36 Mrd. Euro gut verteilter Wirtschaftshilfe habe man auch kleinere Unternehmen über die Corona-Krise gebracht. Österreich sei hier „klar auf Platz 1 in Europa“. Die Wirksamkeit erweise, dass es im ersten Quartal erstmals mehr als 9.000 (nämlich 9.250) Gewerbeanmeldung gab. Jetzt stelle man „die richtigen Weichen“ für das Comeback, mit Förderung von Investitionen, Export und Digitalisierung - sowie einer nachhaltigen Standortstrategie, wo Schramböck vor allem auf Pharma, Ökologisierung und Dienstleistungen setzen will.
ÖVP-Abgeordnete Martina Kaufmann widmete sich - nach Aufzählung der Corona-Hilfen - auch der aktuellen Causa Prima: Sie "vermisse den Wettbewerb der besten Ideen in der Politik“, merkte sie an, der Opposition gehe es auch im U-Ausschuss "nur darum, andere anzupatzen, Auskunftspersonen das Wort im Mund umzudrehen und Politik mit Anzeigen zu machen“.
Rendi-Wagner: "Die Schallplatte kennen wir"
"Die Schallplatte kennen wir, die hätten Sie sich sparen können“, zeigte sich SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner unbeeindruckt. Die Lehre aus der Corona-Krise ist für sie, dass "Wirtschaft und Staat zusammen gedacht werden müssen“. Die Regierung müsse dafür sorgen, dass "der Aufschwung bei allen ankommt“ - also Kaufkraft stärken und "nachhaltige kluge Investitionen“ tätigen, um die Wirtschaft in der Transformation "in richtige Bahnen zu lenken“.
Vehement forderte Rendi-Wagner die ÖVP auf, sich "aktiv“ zur Rettung des von Schließung bedrohten MAN-Werks in Steyr - und damit von 8.000 Arbeitsplätzen in der Region - einzusetzen.
Viel Kritik übte FPÖ-Abgeordneter Axel Kassegger: Österreich sei Weltmeister in den falschen Disziplinen - nämlich bei Staatshilfen und beim Testen - und Europameister ebenfalls in den falschen Disziplinen, nämlich Arbeitslosigkeit oder Budgetdefizit. "Planlos, sprunghaft und mit der Gießkanne“ seien 60 Mrd. Euro eingesetzt und damit „zehn große Steuerreformen in den Wind geschossen“ worden. Nötig wären, stellte Kassegger fest, "nachhaltige Reformen“ etwa zur Senkung der Lohnnebenkosten oder für ein zielsicheres Sozialsystem.
Für die Grünen steht beim "Comeback“ der Klimaschutz im Mittelpunkt, unterstrich Lukas Hammer. Jetzt gelte es für die Regierung, die richtigen Vorgaben zu machen, für den ambitionierten Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle ("der größte Umbau der Wirtschaft seit der industriellen Revolution“). Klimaschutz sei „der kraftvollste Jobmoter, den wir haben“, er werde „zigtausend Arbeitsplätze“ schaffen. Um den Übergang gerecht zu gestalten, werde man Qualifizierungs- und Schulungsmaßnahmen forcieren.
Drei Volksbegehren
Nach der Aktuellen Stunde würdigte der Nationalrat mit einer Aussprache drei Volksbegehren, die im Vorjahr die 100.000er-Marke übersprungen haben - eines für Tierschutz, eines gegen die Benachteiligung von Impf-Verweigerern und eines für Ethik-Unterricht für alle. Anschließend standen wieder einmal einige Beschlüsse an, die zumindest indirekt im Zusammenhang mit Corona stehen. Einer davon stockt das österreichische Defizit auf, ein anderer ermöglicht den EU-Wiederaufbaufonds und ein weiterer schaufelt mehr Mittel für die Investitionsprämie frei.
Kommentare