Schelling soll Minister bleiben

Hans Jörg Schelling, Wolfgang Schäuble (li.)
Job-Poker: Ablösekandidat Schelling spielt die EU-Karte - die Aussicht auf den Eurogruppen-Chef sichert seinen Ressortjob in Wien

Bis dato stand Hans Jörg Schelling definitiv nicht auf der Minister-Wunschliste von ÖVP-Chef Sebastian Kurz.

Schelling gilt nicht gerade als Teamplayer und hat es sich auch in "seinem" Wirtschaftsbund verscherzt, neben anderem mit der Registrierkassa.

Der wahrscheinlich nächste Bundeskanzler hatte daher für das künftige Finanzressort eher Leute wie Ex-Rechnungshofchef Josef Moser, Casinos-Finanzchefin Bettina Glatz-Kremsner oder Gottfried Haber, den Finanz-Professor aus Niederösterreich, vorgesehen.

Doch Schelling gibt sich nicht geschlagen. Und das offenbar mit Erfolg, wie sich jetzt zeigt.

Bleibt Schelling Finanzminister, werden ihm in hohen Brüsseler Kreisen "gute Chancen" nachgesagt, am 4. Dezember von den Euro-Finanzministern zu ihrem Chef gewählt zu werden.

"Er hat wirklich gute Karten, die Konkurrenz ist schwach", sagte ein Eingeweihter zum KURIER. Und Schelling selbst hat kürzlich geschickt deponiert, welch "große Auszeichnung" es wäre, einen Österreicher – also ihn – als Eurogruppen-Chef zu haben.

Das war noch offensichtliches Eigenmarketing.

Doch am Donnerstag hat sich das Blatt endgültig zu seinen Gunsten gewendet. Die der Europäischen Volkspartei (EVP) zugehörigen Finanzminister haben sich laut Handelsblatt auf Schelling verständigt und sie haben auch die klare Mehrheit im Kreis der 19 Euro-Finanzminister.

Spätestens da musste Kurz umdenken. Und er dürfte sich dem Vernehmen nach tatsächlich für Schelling als Finanzminister entscheiden, wie dem KURIER in Regierungskreisen bestätigt wurde.Der Grund liegt auf der Hand: Mit dem Job des Eurogruppen-Chef ist großes Renommee verbunden. Kurz kann das für seine Regierung nutzen: Wenn Österreich im zweiten Halbjahr 2018 den EU-Vorsitz inne hat, aber auch im nicht friktionsfreien Verhältnis zu Angela Merkel. Die Deutschen sind für Schelling, denn er gilt unter den Finanzministern als Konsolidierungs-Hardliner in der Tradition seines Freundes Wolfgang Schäuble.

Ein Koalitionsverhandler sagt: "Schelling hat sich über die Bande selbst wieder ins Spiel gebracht, aber so ist das eben. Sebastian Kurz wird einen Österreicher als Eurogruppen-Chef kaum ablehnen können. Das hat Schelling perfekt gemacht, das muss man neidlos anerkennen."

Das künftige Finanzressort unter Schelling dürfte aber die wichtige Budgetsektion verlieren. Sie soll ins Bundeskanzleramt zu Kurz wandern. Schelling bekommt dafür zwei Staatssekretäre und die Reformagenden dazu. Josef Moser dürfte der eine Staatssekretär unter Schelling werden, der zweite jemand aus der FPÖ.

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