87 Prozent: Österreich bezog auch im Februar fast nur Russen-Gas

87 Prozent: Österreich bezog auch im Februar fast nur Russen-Gas
Österreich war auch im Februar beinahe zur Gänze von russischen Gasimporten abhängig.

Österreich hat im Februar 87 Prozent seiner Gasmengen aus Russland bezogen, heißt es aus dem Energieministerium auf KURIER-Anfrage. Die Daten auf der Website des Energieministeriums werden zeitnah aktualisiert. Die Zahlen zeigen den Zu- und Abfluss von Erdgas an den Knotenpunkten.

Nachdem der Wert im Dezember 2023 bei 98 Prozent und im Jänner 2024 bei 97 Prozent des Gasanteils lag, bezog Österreich also auch im Februrar beinahe seine gesamten Gasmengen aus Russland. Der gesamte Gasimport blieb auf dem (niedrigen) Niveau der Vormonate.

Gewessler-Ansage am 12. Februar

Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) hatte am 12. Februar zum Rundumschlag gegen die Energieversorger ausgeholt und einen Ausstiegsplan aus russischem Gas vorgestellt hatte. Zumindest auf die Februarimporte hatte das offenbar kaum Auswirkungen - wohl auch deshalb, weil viele Versorger zu diesem Zeitpunkt ihr Gas schon gekauft hatten.

Schwerpunkt von Gewesslers neuem Ausstiegsplan ist eine Diversifizierungspflicht für Gasversorger. Grob zusammengefasst: Diese Reform des Gaswirtschaftsgesetzes soll Energieunternehmen verpflichten, schrittweise aus russischem Gas auszusteigen. Gewesslers Ressort feilt seitdem an einem Gesetzesentwurf.

Das Gesetz braucht wohl eine Verfassungsmehrheit und damit die Zustimmung von ÖVP sowie SPÖ oder FPÖ. Die FPÖ ist dagegen. Die ÖVP will den Gesetzesentwurf abwarten. Auch die SPÖ wartet auf einen Vorschlag, erst dann könne man Gespräche führen.

Russisches Gas prinzipiell nicht billiger

An der Börse ist russisches Gas ähnlich teuer wie nicht-russisches. Warum setzen Österreichs Versorger dennoch darauf? Nicht-russisches Gas kommt Energieunternehmen im Einkauf weiterhin etwas teuer. Das liegt unter anderem an der wohl EU-rechtswidrigen Gasspeicherumlage, die Deutschland einhebt – und Gewessler bisher vergeblich bekämpft.

Die großen Gaskonzerne wie Wien Energie, EVN oder Oberösterreichs Energie AG wiesen zuletzt auf KURIER-Anfrage jede Verantwortung zurück. Man habe "keine direkten Handelsbeziehungen zu Russland" und sei auch kein Gas-Importeur. Gas werde üblicherweise vollständig am österreichischen Markt bezogen und man handle in Österreich, Deutschland und Holland Gasmengen und nicht nach Herkunft des Gases.

Im Gegensatz zum Strom, sei beim Gas nicht überprüfbar, woher es komme, beteuern die Gaskonzerne. Es fehle ein europaweites Zertifizierungssystem.

WKÖ und IV fordern Konsortium für Russen-Gas

Eigentlich hatten sich die EU-Staaten darauf verständigt, bis 2027 aus russischem Gas auszusteigen. Österreich ist davon weit entfernt und könnte bereits zum Jahreswechsel gröbere Probleme bekommen. Grund: Das ukrainische Energieunternehmen Naftogaz wird den Transitvertrag für russische Gaslieferungen durch ukrainische Pipelines nicht verlängern. Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung forderten deshalb Mitte März politische Initiativen, damit die Gaslieferungen aus Russland nicht abrupt enden.

Der Vorschlag: Ein internationales Konsortium aus Gashändlern soll die Pipeline-Kapazitäten buchen. Österreich soll privaten Unternehmen Garantien oder Risikoübernahmen zur Verfügung stellen, damit sie in diese Richtung aktiv werden, so die Forderung.

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