Rotes Kreuz startete "Stopp Corona"-App

Rotes Kreuz startete "Stopp Corona"-App
Infizierte sollen freiwillig ihre Kontakte melden. Im App-Store ist sie derzeit aber noch nicht auffindbar.

Mit Startschwierigkeiten wurde heute, Mittwoch, eine neue App zur Bekämpfung des Coronavirus veröffentlicht: 

Die "Stopp Corona" des Roten Kreuzes ist so etwas wie ein Kontakttagebuch, in dem persönliche Begegnungen mit einem "digitalen Handshake" gespeichert werden. 

Erkrankt eine Person an Covid-19, wird jeder, der in den vergangenen 48 Stunden Kontakt hatte, automatisch benachrichtigt und gebeten, sich selbst zu isolieren. 

Ziel ist, die Infektionskette zu durchbrechen, erklärte Bundesrettungskommandant Gerry Foitik am Dienstag im KURIER-Gespräch (siehe unten).

Auf GooglePlay sollte die App für Android-Handys bereits zum Download bereitstehen, im App-Store für iPhones war sie aber am Mittwoch noch nicht auffindbar. „Es wird daran gearbeitet, auch Google Österreich ist dran“, sagte Foitik am Mittwoch. (Infos zur App finden Sie hier)

So funktioniert die App

In der heute gestarteten ersten Version müssen diese „Handshakes“ manuell bestätigt werden. Dafür müssen beide Geräte sich miteinander vernetzten und aktiv durch die Nutzer gespeichert werden.

Wird die Suche nach Smartphones in der Umgebung aktiviert und mehrere Personen haben die App geöffnet, können auch mehrere Geräte und damit Kontakte gespeichert werden, so die Info des Roten Kreuzes.

Getrackt werden sollen somit nicht vorbeigehende Passanten, sondern beispielsweise Personen, die bei einer Zugfahrt im selben Abteil sitzen, oder Kollegen, mit denen Meetings abgehalten werden.

Ausgelegt ist die App auf „Kontakte, die man länger als 15 Minuten mit Personen in einer Distanz weniger als zwei Meter hat“, erläuterte Foitik. Dazu gehören beispielsweise auch Taxifahrer oder Ärzte, betonte der Bundesrettungskommandant.

"Infektionsketten durchbrechen"

Das Rote Kreuz betonte, dass Datenschutz gewahrt bleibt. Zur Nutzung der App müssen keine personenbezogenen Daten angegeben werden. Die Kontakte der User werden lediglich auf deren Endgerät gespeichert. Sie sind dem Roten Kreuz nicht zugänglich und es können keine Rückschlüsse auf Begegnungen gezogen werden.

Meldet sich ein User als erkrankt, wird nach der Handynummer gefragt und ein TAN als Bestätigung geschickt. Befunde müssen keine vorgelegt werden.

„Wir vertrauen den Menschen, dass sie das richtige machen“, konstatierte Foitik. „Je mehr Menschen die App downloaden und verwenden, umso besser können wir die Infektionsketten unterbrechen. Mein dringender Appell: laden Sie sich die App runter und helfen Sie mit, Corona zu stoppen“, sagte Foitik.

Automatische Erkennung kommt noch

Das Rote Kreuz hat bereits eine nächste Version der App in Planung. „Wenn es gut geht nächste Woche“ können User über die App auch einen Symptomcheck durchführen. Über diesen kann dann eruiert werden, ob aktuelle Symptome zu einer Coronavirus-Erkrankung passen, die App gibt Auskunft über das weitere Verhalten.

In einer dritten Version wird es optional die Möglichkeit geben, automatisch den Kontakt mit anderen Personen festzuhalten. „Hier wissen wir noch nicht, wann das umsetzbar ist“, sagte Foitik. Denn bei all den Schritten seien umfangreiche Datenschutzmaßnahmen zu prüfen.

Schrems: "Vom Datenschutz her gut"

In Zeiten der Corona-Krise steht der Datenschutz vor einem gesellschaftlichen Paradigmenwechsel. Zu diesem Befund kam am Dienstag bereits der Wiener Rechtsanwalt Günther Leissler, Experte für Datenschutzrecht und Vorsitzender der AG Datenschutz im Österreichischen Rechtsanwaltskammertag (ÖRAK).

Mit der „Stopp Corona“-App bereits befasst hat sich Datenschutzaktivisten Max Schrems. „Es ist nicht “anonym„ sondern pseudonym (es wird eine ID-Nummer gespeichert, kein Name - anonymes Tracking ist unmöglich)“, berichtete er auf Twitter.

Dadurch, dass User ihre Kontakte aktiv speichern müssen, sieht er den Mehrwert als sehr gering an, da realistischerweise die meisten Menschen nicht 24 Stunden auf der App Leute suchen und sich verbinden.

„Vom Datenschutz her aber gut“, konstatierte der Experte. „Es ist noch nicht wirklich transparent, was die App wie macht. Sonst vom Datenschutz wohl okay“, so das vorläufige Fazit des Juristen.

Kontaktdaten werden gelöscht

In den Datenschutzinformationen weist das Rote Kreuz darauf hin, dass personenbezogene Daten für die Dauer der Nutzung der App gespeichert werden. „Wir löschen Ihre bekannt gegebenen privaten Kontaktdaten nach Ende der Epidemie. Da ein Ende derzeit nicht absehbar ist, kann kein konkreter Zeitpunkt der Löschung bekannt gegeben werden“, heißt es darin.

Finanziert wurde die Entwicklung der App von der Uniqua Privatstiftung. Konzeption und Realisierung der App fand in Zusammenarbeit und mit Unterstützung von Accenture Österreich statt.

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