Rot-Kreuz-Chef Foitik kritisiert Versäumnisse bei Impfkampagne

Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes.
Über den Sommer sei zu wenig geschehen, um Skeptiker von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen.

Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, hat sich im Ö1 Journal zu Gast kritisch zur Impfkampagne der Bundesregierung geäußert. Die letzten Monate sei nicht genug getan worden, um Skeptiker von der Notwendigkeit, sich impfen zu lassen, zu überzeugen.

Das sei „schade, denn der Sommer hätte genutzt werden können, um gut aufzuklären, gut zu informieren und auch jene Menschen zu erreichen, die noch zögerlich sind“, so Foitik. Dadurch hätte es "wesentlich leichter" werden können, die vierte Welle zu bewältigen.

Nötig wären laut Foitik vor allem möglichst zielgerichtete Kampagnen, etwa über soziale Medien. Man müsse „die Bedenken ernst nehmen und ihnen mit Fakten begegnen“. Wenn sich zum Beispiel junge Frauen aus Sorge um Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit nicht impfen lassen wollten, könne man das mit Verweis auf eine umfangreiche Datenlage widerlegen. Und auch bei befürchteten Impf-Nebenwirkungen ließe sich gut argumentieren, dass das individuelle Risiko wesentlich geringer sei als das bei einer Corona-Infektion.

Neben dem individuellen Schutz gehe es dabei auch um den gesamtgesellschaftlichen Effekt, also darum andere zu schützen und einen weiteren Lockdown zu vermeiden.

Für Gratis-Tests und 1-G-Regel

Die Idee einer Impf-Lotterie, wie sie etwa der burgenländische Landehauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ) angeregt hat, ist für Foitik „zumindest überlegenswert“. Er sieht darin eine Möglichkeit, die Impfquote zu steigern, ohne zu polarisieren.

Ein Ende der Gratis-Tests hält Foitik derzeit hingegen nicht für sinnvoll. Da die Infektionszahlen derzeit wöchentlich steigen, sei „eine zusätzliche Barriere für Tests kontraproduktiv“. Das könne nach der vierten Welle erwogen werden. Einer sehr weit gehenden 1-G-Regel im Freizeit- und Kulturbereich steht er hingegen positiv gegenüber. Diese sei „notwendig, aber nicht um Druck aufzubauen“, sondern "um die Gesellschaft vor Infektionen zu schützen".

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