Rentner wollen Recht auf Kur

Blecha und Korosec fordern einen Rechtsanspruch auf Kur.
Warum fast jeder zweite Antrag nicht bewilligt wird.

"Senioren haben geringe Chancen, eine Kur genehmigt zu bekommen. 30 bis 40 Prozent ihrer Anträge werden abgelehnt." Zu diesem Befund kommt Ingrid Korosec, die Präsidentin des ÖVP-Seniorenbundes – und fordert daher gemeinsam mit ihrem SPÖ-Pendant Karl Blecha einen "Rechtsanspruch auf Kur" für alle Versicherten.

Tatsächlich ist es so, dass die Anträge von Pensionisten häufig negativ beschieden werden. Das zumindest belegen die Zahlen der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), die etwa zwei Drittel aller Kur- und Reha-Aufenthalte genehmigt (für den Rest sind andere Sozialversicherungsanstalten wie die SVA, die Beamtenversicherung etc. zuständig). Während fast jeder zweite Kur-Antrag (45 Prozent) von Pensionisten im Jahr 2015 (letztverfügbare Zahlen) laut PVA-Jahresbericht abgelehnt wurde, war es bei den übrigen Versicherten nur jeder fünfte Antrag. Stationäre Rehabilitationen nach Spitalsaufenthalten werden hingegen für alle Gruppen großteils bewilligt.

"Günstiger als Spitalsaufenthalte"

Korosec meint, das müsse auch für Kur-Anträge von Senioren gelten. Zu Mehrkosten würde das aus Sicht der Seniorenvertreterin nicht notgedrungen führen. Eher das Gegenteil sei der Fall: "Kuraufenthalte können gesundheitliche Verbesserungen bringen und präventiv wirken. Das ist günstiger als Spitalsaufenthalte."

Warum werden weniger Kuren für Senioren genehmigt? Was kostet eine Kur? Wie viel Selbstbehalt zahlt man dafür? Und was sagt die Regierung zur Forderung nach einem Rechtsanspruch auf einen Kuraufenthalt? – ein Überblick:

Warum werden Kur-Anträge von Senioren seltener bewilligt als jene der übrigen Versicherten?

Korosec mutmaßt, dass das eine interne Vorgabe bei den Versicherungen sei. In der Tat hat der Rechnungshof kürzlich angeprangert, dass es in der PVA eine "interne Mindestablehnungsquote" für Kuranträge gebe. Ein Drittel müssten demnach abgelehnt werden. Eine derartige Vorgabe sei "nicht sachgerecht". Bei der Beamtenversicherung werden laut RH nur zehn Prozent der Kur-Anträge abgewiesen. In der PVA heißt es auf KURIER-Anfrage, generell würden nur zwei Kuren binnen fünf Jahren genehmigt. Bei Senioren müsse zudem die "Kurfähigkeit" gegeben sein. Das heißt, Pensionisten seien teils für eine Kur nicht fit genug.

Wie häufig gehen die Österreicher generell auf Kur bzw. auf Reha?

Laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger gab es 2016 insgesamt 277.741 Kur- bzw. Reha-Aufenthalte – das ist ein Plus von 33 Prozent im Vergleich zu 2006. Woran die Steigerung liegt, lässt sich aus der Statistik des Hauptverbandes nicht herauslesen.

Was kostet ein Kur-Aufenthalt?

Das ist höchst unterschiedlich und hängt davon ab, welche Kur verordnet bzw. welche Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt werden. Im Schnitt kostet ein dreiwöchiger Kur-Aufenthalt rund 2000 Euro. Der Selbstbehalt ist gering – er beträgt je nach Einkommen zwischen 7,97 und 19,35 Euro pro Tag.

Wie steht die Regierung zur Forderung der Seniorenvertreter nach einem Rechtsanspruch auf eine Kur?

"Ein Rechtsanspruch auf Kur für Pensionisten wäre natürlich wünschenswert und eine Verbesserung. Das wäre aber auch kostenintensiv", heißt es im Büro von SPÖ-Sozialminister Alois Stöger.

Der Sprecher verweist zudem auf eine große Studie über die Sozialversicherungen in Österreich, die die London School of Economics im Auftrag von Stöger erstellt. Derzeit ist das System ja äußerst heterogen. Für dieselben Leistungen sind teils höchst unterschiedliche Selbstbehalte zu bezahlen. Die Zuschüsse (z.B. für Brillen) differieren je nach Versicherung stark. Stöger will nach Vorliegen der Studie im Frühsommer eine Debatte darüber starten, wie das Ganze harmonisiert werden könnte.

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