"Rot-Schwarz-Grün ist realistisch"

APA12509748 - 28042013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: (v.l.) Die Spitzenkandidaten LHStv. Wilfried Haslauer (ÖVP), LH Gabi Burgstaller (SPÖ), Karl Schnell (FPÖ), Astrid Rössler (Grüne), Hans Mayr (Team Stronach), anl. . der Fernseh-Pressestunde "Landtagswahl 2013" , am Sonntag, 28. April 2013, in Salzburg. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Politologe Reinhard Heinisch über Fehler und Strategien im Wahlkampf und künftige Koalitionen.

KURIER: Sie sind kein Meinungsforscher – aber trauen Sie sich eine Wahlprognose zu?

Reinhard Heinisch: Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP werden, mit leichten Vorteilen für die Volkspartei. Die Grünen werden zulegen, aber nicht so stark wie prognostiziert. Spannend wird das Abschneiden der Freiheitlichen, die schon lange unter ihrem Wert verkaufen.

Woran liegt das?

Es ist nicht klar, von wem sie Protestwähler gewinnen wollen. Sie haben auch noch keine richtige Antwort auf Stronach gefunden. Und der Wahlkampf war strategisch nicht überzeugend.

Inwiefern?

"Rot-Schwarz-Grün ist realistisch"
Die FPÖ wollte ja anfangs gar keine Neuwahlen. Dann haben sie einen Spitzenkandidaten, Karl Schnell, der als Arzt und Hotelbesitzer mehr als ausgelastet ist. Man merkte so richtig, dass er froh ist, dass der Wahltermin erst nach der Skisaison ist. Von der Wahlkampf-Inszenierung her schwankte die FPÖ zwischen potenzieller Regierungspartei und Bekundungen an die rechte Basis – ich erinnere anSchnells Sager mit der „Umvolkung“. Dieses Hin-und-Her zeigt die Ratlosigkeit der Partei.

SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller ließ kürzlich wissen, dass sie 10.000 Facebook-Freunde hat. Wie wichtig waren in diesem Wahlkampf die Neuen Medien?

Die SPÖ war eher in den Neuen Medien präsent, die ÖVP versuchte mehr auf die Menschen zuzugehen – wobei auch die SPÖ dieses Klinkenputzen betrieben hat. Beide haben probiert, Kernwähler und Wechselwähler zu mobilisieren.

Mit welchen Strategien?

Der SPÖ blieb nichts anderes übrig, als einen Wahlkampf um Gabi Burgstaller zu inszenieren, unter dem Motto: Das Finanzproblem ist gelöst, Brenner entsorgt, Burgstaller betroffen. Der ÖVP war klar, dass sie nur gewinnen kann, wenn auch ihr Spitzenkandidat zu einem größeren Sympathieträger wird. Daher hat man Haslauer in Wirtshäuser geschickt – er sollte ein Kandidaten zum Angreifen werden.

Und die Grünen?

Ihr Wahlkampf war auf Astrid Rössler zugeschnitten. Früher hat man kritisiert, dass sie zu blass ist, nun hat man auf ihre Sacharbeit und Kompetenz gesetzt. Durch ihre Arbeit im U-Ausschuss, wo sie sich profilieren konnte, hat sie das Image der Anti-Politikerin, was ihr im Wahlkampf sehr geholfen hat.

Kommt jetzt – wie in Kärnten – Rot-Schwarz-Grün?

Das ist realistisch, denn ÖVP und SPÖ haben beide gesagt, dass sie mit den Grünen koalieren können. Das wäre ein symbolisches Signal in Richtung Aufdeckung und Transparenz.

Die Grünen als Feigenblatt dafür, dass nicht eine reine Koalition der Wahlverlierer kommt?

Genau.

Lesen Sie am Donnerstag: Die Top-Themen im Kandidaten-Check.

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