Raab zu Integration: „Vor uns liegt noch ein steiniger Weg“
Kommenden Dienstag wird der neue Integrationsbericht präsentiert. Es ist dies bereits die zehnte Ausgabe. Zum Jubiläum wird über die aktuellen Zahlen, Daten und Fakten hinaus auch die Entwicklung der letzten zehn Jahre, insbesondere seit der Flüchtlingskrise 2015, nachgezeichnet.
Eine Entwicklung, die Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) so zusammenfasst: Die Zuwanderung nach Österreich sei in diesen Jahren stark gestiegen, die Ereignisse von 2015 markierten „eine Zäsur für die heimische Integration“. Es sei gelungen, „effiziente Integrationsstrukturen“ zu schaffen, die in Europa keinen Vergleich scheuen müssten. Gleichwohl gebe es nach wie vor sehr große Herausforderungen, es liege „vor uns noch ein steiniger Weg“. Einmal mehr fordert Raab auch „die Bereitschaft der Zuwanderer, sich zu integrieren“ ein.
Wenig überraschend birgt manches in dem Bericht einige Sprengkraft. So wird darin festgehalten, dass Zuwanderer „große Unterschiede zur autochthonen Bevölkerung in ihrer Haltung gegenüber den Wertvorstellungen im Rechtsstaat“ zeigen. 77 Prozent der Jugendlichen aus Afghanistan, 58 jener aus Syrien sowie 52 jener aus der Türkei meinen, dass „der Mann für alle größeren Entscheidungen zuständig sein“ sollte (bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sind es 16 Prozent).
Nicht minder brisant: Der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache stieg seit 2010 von 17,6 auf 26,4 Prozent.
Leichte Entspannung gab es indes im Vorjahr am Arbeitsmarkt: 2019 ist die Arbeitslosenquote von Ausländern leicht gesunken (von 11,3 Prozent 2018 auf 10,8 Prozent), die Corona-Krise hat die Situation naturgemäß aber wieder verschärft: Die Arbeitslosenquote von Ausländern lag im Juni 2020 um 74,2 Prozent höher als ein Jahr davor (jene von Inländern stieg gegenüber dem Vorjahresmonat um 48,8 Prozent).
Ein Viertel hat Migrationshintergrund
Die wichtigsten allgemeinen Daten: 2019 lebten rund 1,5 Millionen Menschen der ersten und 500.000 der zweiten Generation in Österreich – ein Anstieg gegenüber 2010 von 36 Prozent (erste Generation) bzw. 34 Prozent (zweite Generation). Aktuell ist fast ein Viertel der österreichischen Bevölkerung entweder selbst zugewandert oder hat zugewanderte Eltern.
Seit der Flüchtlingskrise 2015 haben in Österreich etwa 200.000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Insgesamt haben seit damals rund 118.000 Menschen Schutz erhalten.
Österreich hat demnach zwischen 2015 und 2017, also in der Hochphase der Krise, EU-weit in Relation zur Einwohnerzahl den meisten Flüchtlingen Schutz gewährt, noch vor Deutschland und Schweden.
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