Nicht der erste Fall eines vermeintlich glamourösen Quereinsteigers, der für seine Partei zum schweren Ballast werden sollte. Prominentestes Beispiel ist wohl der Journalist Hans-Peter Martin, der bei der EU-Wahl 1999 für die SPÖ ins Rennen ging, sich aber rasch mit den Genossen überwarf. Später trat er dann mit eigener Liste bei mehreren Wahlen an.
Überläuferin
Von der Quereinsteigerin zur Überläuferin mutierte ORF-Journalistin Ursula Stenzel, die 1996 eine erfolgreiche EU-Wahl für die ÖVP schlug. Nach dem (wohl nicht gänzlich freiwilligen) Wechsel in die Wiener Bezirkspolitik 2025 verließ sie die ÖVP 2015 im Streit, um bei der FPÖ anzuheuern.
Andere wiederum zerbrachen nach der Wahl am Parteiapparat oder verschwanden rasch vom Radar – wie etwa zuletzt die Köchin Sarah Wiener (Grüne) oder ORF-Mann Eugen Freund (SPÖ).
Magere Bilanz
„In den allermeisten Fällen lohnt es sich nicht, mit Quereinsteigern in Wahlen zu ziehen“, sagt Politikberater Thomas Hofer zum KURIER.
Und das vor allem für die Betroffenen selbst. Mangelnde Erfahrung, zu geringe inhaltliche Breite und falsche Vorstellungen über den politischen Alltag würde es ihnen oft schwer machen, dauerhaft im Polit-Betrieb Fuß zu fassen. Hinzu käme laut Experten nicht nur die fehlende Hausmacht in der eigenen Partei, mitunter würden sie dort sogar auf offene Ablehnung stoßen.
„Denn natürlich freuen sich nicht alle in der Partei, wenn jemand von außen gleich den ersten Listenplatz bekommt“, sagt Hofer. Entsprechend schwer gestalte sich meist die Eingliederung in den Parteibetrieb.
Kurz-Experten
Als Beispiel nennt Hofer die zahlreichen mehr oder weniger prominenten Gesichter (etwa der bekannte Mathematiker Rudolf Taschner), die unter Sebastian Kurz für die ÖVP in die Nationalrat gelangen und bei der kommenden Wahl wohl wieder Abschied nehmen müssen.
Nicht immer ist es so, dass der Quereinsteiger an seiner eigenen Partei scheitert, Es kommt auch vor, dass der Promi von außen seine Partei in Kalamitäten stürzt. Was offenbar den Grünen gerade mit Lena Schilling passiert.
Insofern müsse man laut Hofer gerade Quereinsteiger einer sehr genauen Prüfung unterziehen, ehe sie tatsächlich zum Kandidaten gekürt werden. Dabei geht es nicht nur um inhaltliche Sattelfestigkeit und sicheres Auftreten in den Medien, sondern auch um mögliche Einfallstore für Angriffe durch den politischen Gegner von außen, aber auch aus den eigenen Reihen.
Hofer: „Bei Schilling hat man offenbar nicht gemacht.“
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