Lena Schilling, EU-Spitzenkandidatin der Grünen, ist nach einem Artikel des Standard schweren Vorwürfen ausgesetzt. Die Grünen haben daraufhin "anonymes Gefurze" geortet. Die politische Relevanz der Geschichten ist teils fragwürdig, in einem Fall aber kaum von der Hand zu weisen: Es geht um den Rücktritt des ehemaligen Grünen-Mandatars Clemens Stammler, vergangenen Oktober.
Es geht um angeblich erfundene Belästigungsvorwürfe. Und um die Frage, ob die Grünen - bei Vorwürfen der sexuellen Belästigung sonst sehr proaktiv - diese zum Schaden Stammlers bewusst nicht richtiggestellt haben. Vorab: Das lässt sich eher nicht argumentieren.
Aber der Reihe nach: Stammler hatte alkoholisiert einen Journalisten vor der Wiener Diskothek "U4" körperlich attackiert. So lautete damals die öffentliche Version Stammlers und der Grünen. Besagter Journalist soll wiederum Schilling zur Hilfe geeilt sein.
Stammler: "Muss mich jetzt verteidigen"
Der medial verbreitete Grund: Stammler habe Schilling, die damals nicht namentlich genannt wurde, belästigt. Nun, ein halbes Jahr später, wehrt sich Stammler in einem Statement: "Ich habe lange geschwiegen, auch aus Loyalität gegenüber den Grünen, aber jetzt ist der Punkt erreicht, an dem ich mich verteidigen muss." Stammler prüfe nun mit seiner Anwältin "Optionen".
Er bestreitet nicht, jemanden körperlich attackiert zu haben. Aber Stammler bestreitet den Belästigungsvorwurf: Er sei verärgert, dass die Grünen diesen öffentlich nie zurückgewiesen hätten. Falsche Belästigungsvorwürfe von Schilling gegen ihn hätten erst zu der Auseinandersetzung vor dem Lokal geführt. Er habe Schilling aber nicht belästigt, es hätte lediglich eine emotionale Diskussion vor dem Lokal gegeben.
Um welche "Belästigung" geht es eigentlich?
Das Problem: Im Ausgangsartikel des profil, auf den sich auch Stammler und andere Medien beziehen, geht es laut KURIER-Informationen nur um genau diese wenigen Minuten vor dem "U4". Unter "Belästigung" seien demnach verbale Injurien Stammlers gegen Schilling während dieser kurzen Zeitspanne gemeint. Und die soll es laut Besuchern sehr wohl gegeben haben. Um die angebliche sexuelle Belästigung davor, gegen die sich Stammler nun wehren will, ist es im profil-Artikel also gar nicht gegangen.
Stammler kritisiert zudem: Die Grünen hätten nie versucht, die Belästigungsvorwürfe aufzuklären. Stimmt das?
Die Strategie der Grünen
Ein Chatverlauf, der dem KURIER vorliegt, zeigt, dass Maurer am 25. Oktober 2023 gegenüber einer österreichischen Tageszeitung zurückwies, Schilling hätte gesagt, von Stammler belästigt worden zu sein. Die Passage wurde danach aus dem betreffenden Artikel entfernt. Über die Version des profil sollen die Grünen verärgert gewesen sein, hätten aber keine rechtliche Handhabe gesehen. Grund: Der bloße Begriff "Belästigung" sei vage.
Weiters betonen grüne Abgeordnete auf Nachfrage, dass sich die Partei auch direkt nach dem Vorfall intensiv um Stammler gekümmert habe. Dieser hätte sich in einer "schwierigen Lebenssituation" befunden. Strategie der Partei sei es gewesen, auch aus Rücksicht auf Stammler, den Vorfall nicht weiter aufzubauschen.
Schilling: "Das war nicht g'scheit"
Maurer betont nun auf X, sie habe damals auch in der Grünen-Klubsitzung bezüglich Stammlers Rücktritt explizit betont, es habe keine Belästigungsvorwürfe gegeben. "Die Behauptung, Clemens Stammler wäre wegen Belästigungsvorwürfen zurückgetreten, ist schlicht falsch. Unsererseits wurde nie behauptet, Clemens Stammler hätte jemanden belästigt", meint auch Generalsekretärin Olga Voglauer.
Der Standard berichtet mittlerweile zudem, Schilling habe auch Maurer "diverse Affären angedichtet" - etwa mit Journalisten und Grünen-Politikern. Zudem habe Schilling behauptet, Maurer sei ihr gegenüber übergriffig gewesen. Zweiteres weist Schilling auf X zurück: "Sigi ist eine Freundin und ich bin froh, sie in meinem Leben zu haben." Gerüchte über Affären habe sie in ihrem Leben aber schon einmal weitererzählt, ohne groß darüber nachzudenken: "Ich bin da kein Stück besser als andere. Ich weiß, dass das nicht g'scheit war und das tut mir leid."
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