Präsidentenwahl: Stronach wollte Griss ködern
Eigentlich hätte Frank Stronach genug Arbeit mit der Partei: Die Auflösungstendenzen im Team Stronach reißen nicht ab. Zuletzt war der Salzburger Landesrat Hans Mayr aus der Partei ausgetreten, weil der Führungsstil des Milliardärs zu "diktatorisch" sei. Diese Entwicklungen machen dem Austro-Kanadier weniger Sorgen.
Stronach will vielmehr bei den Bundespräsidentenwahlen mitmischen und ist auf der Suche nach einem Kandidaten. "Es ist die letzte Chance für das Land. Die Politik hat bewiesen, dass sie das Land nicht führen kann. Wir brauchen einen Bundespräsidenten, der nicht nur repräsentiert, sondern dem Volk dient. Dafür braucht er mehr Rechte." Auch Irmgard Griss scheint für Stronach eine ernsthafte Option zu sein.
"Sie ist eine sehr nette und intelligente Frau."
Am Mittwoch gab es ein Mittagessen in Oberwaltersdorf mit der Grazer Ex-OGH-Präsidentin. "Sie ist eine sehr nette und intelligente Frau", schildert Stronach seinen Eindruck. Der Milliardär präsentierte der Ex-Richterin sein neues Konzept der Bundespräsidenten-Rolle. Und das soll so ausschauen: Sollten mindestens 20.000 Bürger einen Antrag für ein Volksbegehren stellen, müsse ein "Bürger- und Weisenrat" aus 21 Mitgliedern – neun Frauen, acht Männer und vier Experten zu den jeweiligen Sachthemen – einberufen werden. Die Teilnahme erfolgt über eine offizielle Ausschreibung des Bundespräsidenten. Einen Monat hätte der Bürgerrat Zeit, um über ein Thema zu beraten und einen Vorschlag zu machen. Sollten dessen Vorschläge mit der Regierungslinie nicht übereinstimmen, darf der Bundespräsident eine Volksabstimmung initiieren. "Ich habe Frau Griss gesagt, wenn mein Konzept ihren Vorstellungen entspricht, soll sie es mich wissen lassen."
Der KURIER fragte bei Irmgard Griss nach. "Wir haben das Modell diskutiert. Aber ich habe Herrn Stronach gesagt, dass sein Konzept überhaupt nicht meinen Vorstellungen von einem Bundespräsidenten entspricht." Die Richterin ließ Stronach also abblitzen.
Parteichef gesucht
Fündig ist Stronach auch noch nicht bei seiner Suche nach einem neuen Parteichef geworden. Robert Lugar, der den Team Stronach-Parlamentsklub führt, soll den Job nicht übernehmen: "Ich habe mit Lugar gesprochen. Ich bin der Meinung, wir brauchen ein neues Gesicht, das noch nie etwas mit der Partei zu tun hatte." Geld will Stronach für den Job keines locker machen: "So weiß ich, dass der neue Parteichef mit Idealismus dabei ist." Offenbar hat Stronach aus dem Reinfall mit Kathrin Nachbaur gelernt. Die hatte er bis zu ihrem Wechsel zur ÖVP mit lukrativen Verträgen ausgestattet. Wie groß ist auf einer Skala von eins bis zehn die Enttäuschung über Nachbaurs Verrat? "9,9", antwortet Stronach prompt.
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