Wie tickt der PR-Berater und Aktivist? „James Dean für Abfangjagd“ nannte ihn das Format 2002. Schon damals verstand es Fußi, Staub aufzuwirbeln – mit einem Volksbegehren gegen Eurofighter.
In der SPÖ umstritten
Seitdem hat er die Parteienlandschaft quasi durchgespielt: 2003 trat er der SPÖ bei, 2012 aus Protest gegen Parteichef Werner Faymann wieder aus. Er beriet in Wahlkämpfen unter anderem: 2013 Frank Stronach, 2017 Christian Kern, 2019 Roland Düringer.
2017 kam es zum Eklat, als er eine Ex-Mitarbeiterin des damaligen SPÖ-Wahlkampfberaters Tal Silberstein per Whatsapp unter Druck setzte. Er verdächtigte sie, private Mails von ihm nach außen gespielt zu haben. Nicht nur deshalb ist er in der SPÖ umstritten: Fußi hat mit Ausnahme Kerns alle vergangenen Vorsitzenden scharf kritisiert. Das war immerhin kohärent. Vor ein paar Jahren galt Fußi noch als Unterstützer Bablers, brachte ihn selbst als Parteichef ins Spiel. Warum will er nun also gegen Babler, den er „Freund“ nennt, antreten?
Was Fußi bewegt
„Weil ich den Umgang von ÖVP und SPÖ mit dem Wahlergebnis grundfalsch und erbärmlich finde“, sagt Fußi zum KURIER. Ihm fehle die Selbstreflexion. Trotz schwerer Niederlagen sei es beiden direkt nach der Wahl um die Aufteilung der Macht gegangen.
Dass die SPÖ das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Zweiten Republik hinnehmen musste, will Fußi nicht nur an Babler festmachen. Dieser sei von Anfang an gehindert worden, personelle und inhaltliche Vorstellungen umzusetzen, meint Fußi. Das setze sich bei den Sondierungsgesprächen fort, bei denen Babler etwa Kritikerin Doris Bures zur Seite gestellt wird: „Jetzt wird er in ein Fünfer-Team eingehegt und quasi kaltgestellt.“
"Ich kämpfe nicht gegen Andi Babler"
Klar ist auch: Fußi sprach sich vor der Mitgliederabstimmung und dem Parteitag 2023 nicht mehr für Babler, sondern für Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil als SPÖ-Chef aus – und trat der SPÖ wieder bei. Fußi betont: Doskozils Mix aus linker Sozial- und klarer, aber rechtskonformer Migrationspolitik wäre der zukunftsfähigere Kurs für die SPÖ gewesen. Bablers Unterstützer hätten immer noch nicht kapiert: „Wenn linke und woke Kreise jeden als Nazi bezeichnen, der eine vernünftige Position beim Migrationsthema einnimmt, ist das jenseitig und kontraproduktiv.“
Dennoch sei er Babler dankbar, es probiert und die Statuten reformiert zu haben. Das sei eine wichtige Vorbereitungshandlung gewesen. Nun könne er, Fußi, übernehmen. „Ich möchte, dass die Partei wieder den Anspruch hat, das voranzustellen, was ihr und der Bevölkerung dient – nicht das, was einzelnen Parteifunktionären dient. Ich kämpfe nicht gegen Andi Babler, sondern um die SPÖ von Grund auf zu erneuern.“
„Moderner Robin Hood“
Die SPÖ nimmt das zur Kenntnis, prominente Fußi-Unterstützer haben sich bisher nicht gemeldet. „Fußi ist ein hochpolitischer Mensch, der allerdings – um es diplomatisch zu formulieren – eine gewisse Instabilität aufweist“, charakterisiert ihn ein SPÖ-Funktionär. Er verweist auf die vielen Parteien, für die sich Fußi schon engagiert hat.
Grünen-Politiker Hans Arsenovic, einer von Fußis besten Freunden, bezeichnet diesen wiederum als „ein Original, außergewöhnlich“. „Er hat die Gabe, Menschen sowohl im kleinen Kreis, aber auch auf einer Bühne zu begeistern.“ Fußi trage das Herz auf der Zunge, „vielleicht mehr als jeder andere“, sagt Arsenovic. „Dahinter steckt ein sehr tiefsinniger, hochsensibler und nachdenklicher Mensch, den er oft auch sehr gut versteckt.“
Man könne Fußi auch als „modernen Robin Hood“ bezeichnen, meint Arsenovic. 2012 initiierte Fußi ein Volksbegehren für Vermögenssteuern, die ihn wohl auch selbst treffen würden. Arsenovic: „Er setzt sich besonders laut für Menschen ein, die nicht für sich selbst laut sein können. Er fühlt sich der Gesellschaft gegenüber verpflichtet.“
Unternehmerische Auszeit
Für die SPÖ-Spitze kommt Robin Hood – kurz vor möglichen Regierungsverhandlungen – zur Unzeit. „Die SPÖ hatte in den vergangenen Jahren genügend interne Debatten. Es wäre schön, wenn sich jetzt wieder alle auf das konzentrieren, worauf es ankommt“, meint ein Funktionär. Es stehe für die Zukunft der Republik Spitz auf Knopf – die FPÖ im Kanzleramt gelte es „mit aller Kraft zu verhindern“.
Fußi, der aus der einst roten und heute blauen Mur-Mürz-Furche stammt, nimmt sich nun drei Monate Zeit für sein Polit-Projekt. Das könne er sich leisten. Und wenn er scheitert? Mache er eben wieder als Unternehmer weiter.
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