Popper: Größere Öffnungsschritte im Mai "auf jeden Fall" realistisch
577 Covid-Patienten werden derzeit in Österreich auf Intensivstationen behandelt. Die Höchstwerte hat der Osten parat: In Wien und dem Burgenland sind 46 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt, in Niederösterreich 38 Prozent.
Das Burgenland öffnet ab kommendem Montag dennoch die Schulen und den Handel. Die Fallzahlen und der Reproduktionswert würden das hergeben, argumentiert Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil. Ist das vor allem angesichts der schwierigen Lage auf den Intensivstationen zu früh? Und wie sieht es allgemein mit der Krisenkommunikation in Österreich aus? Zu diesen und weiteren Fragen waren am Donnerstag in der ZiB2 die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle und der Simulationsforscher Niki Popper zu Gast.
"Doskozil hat eigene Partei etwas desavouiert"
„Wir sehen auch in den Modellen, dass es jetzt sehr bald besser wird“, sagte Popper. Aber: „Wir haben jetzt bei dem Ost-Lockdown schon gesehen, dass sich die Mobilität noch weiter reduziert hat.“ Die Abwägung sei insgesamt schwierig. Man müsse jetzt jedenfalls die Intensivbett-Kapazitäten möglichst schnell freigekommen. Das gehe auch mit sinkenden Infektionszahlen einher, wies Popper auf die Gesamtdynamik hin: „Wir wollen ja jetzt zeitnah gut geplante Öffnungsschritte haben.“
Landeshauptleute würden dazu neigen, populäre Maßnahmen zu treffen, da sie „wiedergewählt werden wollen“, meinte Stainer-Hämmerle in Bezug auf das Burgenland. Doksozil habe „in dem Fall auch die eigene Partei etwas desavouiert, indem er einen anderen Weg einschlägt, als es sich die Parteichefin wünschen würde.“ Hintergrund: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner pocht seit Wochen auf ein bundesweites Vorgehen.
Lockdowns "wirken schon"
Der Infektiologe Günther Weiss hatte zuletzt behauptet: „Lockdowns bringen nicht mehr viel hinsichtlich der Kontrolle des Infektionsgeschehens.“ Popper widersprach: „Es wirkt schon. Die Teilnahmebereitschaft der Menschen sinkt aber.“
Das wärmere Wetter, die steigende Immunisierung durch Impfung und durchgemachte Erkrankungen – auf derzeit 25 Prozent – würden einer positiven Planung in den kommenden Wochen behilflich sein. Größere Öffnungsschritte im Mai seien deshalb „auf jeden Fall“ realistisch, bestätigte Popper. „Wichtig ist jetzt, nach dieser schweren Phase genau zu schauen, wie es auf den Intensivbettenstationen weitergeht.“
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