Die (vom Verlag) erhoffte und (von der Partei) befürchtete Abrechnung ist es nicht geworden. Die Einladung, ein Buch zu schreiben, kam vom Verlag, beim Inhalt hatte Sachslehner völlig freie Hand. Sie entschied sich für eine ideologische Verortung ihrer eigenen Politik, eine Art Grundsatzrede in Buchform. Ungewöhnlich für eine 28-Jährige.
An der im Buchtitel eingeforderten Meinung hat es ihr zwar nie gefehlt. In ihrem politischen Wirken habe sie dennoch das Gefühl beschlichen, „dass es mir oft nicht gelang klarzumachen, worum es mir wirklich geht“, schreibt sie im Vorwort. Das mag auch ihrem Lieblingsmedium, der Social-Media-Plattform Twitter, geschuldet sein, in dem sie für ihre Botschaften stets mit wenigen Anschlägen das Auskommen fand.
Ob ihre Weltsicht genug Substanz für 180 Seiten hat?
Sachslehner versucht sich an einer Tour d’Horizon – sie nennt es ein „Potpourri an Herausforderungen“, die sie in zwei Monaten Schreibarbeit zu Papier brachte. Da findet sich viel Erwartbares, etwa zur „Asylobergrenze null“, zur „Integration als Bringschuld“ und zur Demokratie, die „in Gefahr“ gerate, wenn die Staatsbürgerschaft zum „Willkommensgeschenk“ verkomme. Auch eine Abrechnung mit dem „Klimaextremismus“ darf nicht fehlen.
Diversität in der Familie
Überraschender ist ihr Blick auf die Familienpolitik: Sie wagt sich an ein Plädoyer für Diversität, dafür, Familien „in all ihren Formen anzuerkennen“ und ihnen – egal, ob sie aus Mann und Frau, zwei Männern oder zwei Frauen bestehen – gleiche Rechte und Möglichkeiten einzuräumen. Ja, das darf als Plädoyer für ein Adoptionsrecht für Homosexuelle gelesen werden. „Die Familie ist unser Herzstück“, schreibt sie. „Deshalb sollten wir sie immer verteidigen (...) – manchmal offenbar auch gegen uns selbst.“
Übrigens: Auch an all jene, die Sachslehner sonst nur in kleinen Twitter-Dosen konsumieren, hat sie gedacht: Ihre zentralen Aussagen fasst sie inmitten der Kapitel immer wieder in kurzen, Tweet-ähnlichen Textblöcken zusammen. Das fühlt sich vertraut an.
Die eine oder andere Botschaft an die (nicht explizit genannte) politische Elite hat Sachslehner freilich auch: So prangert sie unter anderem an, dass „es für manche immer noch schwer zu verkraften ist, dass junge Frauen meinungsstark sind (...), und dass sie glauben, es sei ok, jeden mundtot zu machen, nur damit man seine eigene politische Agenda leichter durchsetzen kann.“ Na, also. Zumindest hier könnte sich mancher in der ÖVP dann also doch noch angesprochen fühlen.
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