„Ein Freimaurer aus dem Burgenland ist vor vier, fünf Jahren an mich herangetreten, der Landeshauptmann interessiere sich für die Freimaurerei und ersuche um ein Gespräch“, erklärt Semler.
Der KURIER erreichte Semler, Sprachrohr der 3.600 heimischen Freimaurer, im Urlaub. Doskozil habe nicht gesagt, dass er Mitglied werden wolle, „und wir haben ihn nicht gefragt, ob er will. Darum wundert mich die Darstellung in seinem Buch so. Er wollte Informationen über die Freimaurerei und gab durch seine Fragen zu verstehen, dass er die Freimaurerei als große Macht sieht, aber dieses Bild konnte ich ihm nicht vermitteln“. Er habe Doskozil erklärt, was die Freimaurerei sei und hatte den Eindruck, „dass er enttäuscht war, weil er sich ein großes Netzwerk erwartet hatte“.
Man habe nichts zu verbergen, das „völlig unaufgeregte“ Gespräch habe etwa eine Stunde gedauert. Es habe in einer privten Wohnung stattgefunden, es waren noch andere Gesprächspartner da bei, "ich wollte es nicht in den Büros oder im Kaffeehaus führen. Das war das einzig Geheimnisvolle daran". Er rede im Jahr mit rund 200 bis 300 Gesprächspartnern, die anfragen, erklärte Semler.
Dann habe er nichts mehr von Doskozil gehört. Erst nach dem Bundesparteitag der SPÖ 2023 habe sich ein Anwalt im Namen von Doskozil telefonisch bei ihm gemeldet: „Er wollte wissen, ob die Freimaurer auf den Bundesparteitag der SPÖ Einfluss hatten oder nicht“.
"Parteipolitische Abrechnung"
Doskozil glaube offenbar, so Semler, „dass irgendjemand Schuld an seiner Niederlage am Bundesparteitag hat. Warum zieht uns jemand, der nichts mit uns zu tun hat, in eine parteipolitische Geschichte, mit der wir nichts zu tun haben?“. Für Österreichs obersten Freimaurer scheint das Doskozil-Buch „eine parteipolitische Abrechnung von jemand zu sein, der enttäuscht und gekränkt ist. Es ist bemerkenswert, dass die Schuld für den Misserfolg am Parteitag bei anderen gesucht wird und nicht bei sich selbst“.
Der SPÖ-Politiker Doskozil sieht die Freimaurer sehr stark in der SPÖ verankert, der KURIER berichtete. Er beschreibt sie in seinem Buch als Machtfaktor in der Partei. Dieser Bund würde mehr Loyalität erzeugen als „beispielsweise die Mitgliedschaft zur SPÖ“.
Semler weist jeden parteipolitischen Einfluss zurück, man habe keine Agenda und keine politischen Dogmen, das sei bei den Treffen kein Thema. Den Machtfaktor dementiert der Großmeister ebenso wie die „Geschäftemaurerei“. Nachsatz: Dass sich aber Freundschaften ergeben, „wenn sich Menschen kennenlernen, die einen gemeinsamen ethischen Kodex haben, ist kein Wunder“.
In Eisenstadt wollte man zur Causa Freimaurer keine Stellungnahme abgeben.
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andrea.hodoschek@kurier.at
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