Doskozil: "Freimaurer stellen Machtfaktor in der SPÖ dar"
Als vor wenigen Wochen in Eisenstadt angekündigt worden war, dass unter dem Titel "Hausverstand" eine Autobiografie des burgenländischen Landeshauptmannes Hans Peter Doskozil erscheinen wird, war man in der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße sofort alarmiert. Es gab zwar Beschwichtigungsversuche von einigen burgenländischen Genossen, die das Buch über Doskozils Leben und seine Politik als grundsätzlich harmlos qualifizierten.
Die Realität ist seit Mittwoch eine andere. Da wurde nun das gedruckte Werk präsentiert. Und das ist für die SPÖ teilweise sehr starker Tobak. Der Burgenländer schreibt über den missglückten Parteitag, der mit einer Auszählungspanne geendet hat und letztlich seinen Konkurrenten Andreas Babler an die Spitze der Partei hievte. Und er macht klar, warum er den jährlichen Maiaufmarsch in Wien nicht leiden kann.
Speziell in Wien haben die Zeilen zwischen auf den Seiten 89 bis 92 für interne Debatten gesorgt. Da setzt sich Doskozil mit den Freimaurern auseinander. Und er schildert - ein wenig verklausuliert - jenen Abend, an dem man aus ihm auch einen Freimaurer machen wollte.
"Es begann und endete mit einem Abendessen, fast schon versteckt und heimlich, in einer Wohnung in Wien. Wer mich dorthin eingeladen hat und wer Teil dieser kleinen Runde von vier Personen war, ist nicht relevant. Nur so viel: Es waren auch Parteifreunde dabei, die es wohl gut meinten. Sie wollten mich für die Sache und das Anliegen der Freimaurer begeistern und hofften, mich quasi einzuführen oder anzuwerben", liest man in der Autobiografie.
Eine der vier Personen soll eine hochrangige Persönlichkeit aus der Wiener SPÖ gewesen sein, wie aus dem politischen Umfeld zu hören ist. Dass sich Doskozil an diesem Abend verweigerte, soll - neben dem Konflikt um den Vorsitz in der Bundespartei - einer der Gründe sein, warum zwischen der Wiener und der Eisenstädter SPÖ noch immer Eiszeit herrscht.
Geheimer Männerbund
Warum er dem geheimen Männerbund, der in Logen organisiert ist, nicht beigetreten ist, erklärt Doskozil im Buch so: Ihn habe "die unweigerlich damit einhergehende Dynamik einer wechselseitigen Abhängigkeit, möglicherweise verbunden mit Erwartungen, Wünschen und Verpflichtungen, die ich aufgrund meiner persönlichen Haltung nicht bereit war, zu erfüllen", abgeschreckt. Er wolle die Freimaurer gar nicht im historischen Kontext betrachten, aber heutzutage gehe es "am Ende immer nur um das Eine: Macht und Einfluss erzeugen Geschäfte und Geld". Und: "Auch wenn Freimaurer die Geschäftemaurerei immer weit von sich weisen, führen derartig hierarchisch strukturierte und geheim organisierte Netzwerke zu Jobs, Posten und schlussendlich immer zu wirtschaftlichem Vorteil - so ist das eben."
Wie man aus Eisenstadt hört, habe man sich im Umfeld der burgenländischen Landesregierung auch von Mitarbeitern getrennt, die bei den Freimaurern verankert sind. Doskozil verweist in diesem Zusammenhang natürlich auch auf Bünde in anderen Parteien, etwa die Burschenschaften in der FPÖ oder der Cartellverband CV in der ÖVP. Die Freimaurer sieht er wiederum sehr stark in der SPÖ verankert, wie aus dem Buch hervorgeht: "Und dann gibt es eben die Freimaurer, die in der SPÖ durchaus einen Machtfaktor darstellen." Dieser Bund würde mehr Loyalität erzeugen "als beispielsweise die Mitgliederschaft zur SPÖ."
In der Löwelstraße hat man angesichts dieser Zeilen überrascht reagiert. Patricia Huber aus dem Kommunikationsteam von Andreas Babler: "Ich kann dazu nur sagen, dass Andreas Babler ganz sicher kein Freimaurer ist."
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