Die Corona-Toten nach einem Skiurlaub in Ischgl sind Fall für das Gericht. Am Freitag kam es zum ersten Prozess. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich hinter den Kulissen ein heftiges Tauziehen um die bereits in zehn Wochen beginnende Wintersaison ab. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), die Seilbahn- und Tourismus-Granden und andere Landespolitiker feilschten diese Woche in einer Videokonferenz mit Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) um die Zutrittsregeln für den Skibetrieb. Die Zeichen stehen darauf, dass Köstinger und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) in den kommenden Tagen die 3-G-Regel verlautbaren. Für Seilbahner ein vorprogrammierter „Supergau“.
Man stelle sich die Hahnenkammbahn in Kitzbühel zum illustren Weihnachtsskilauf am 26. Dezember vor. An der Liftkasse müssen Papa, Mama und die zwei Kinder nicht nur einfach ein Ticket lösen, sondern ihre Grünen Pässe am Handy suchen, das Impfzertifikat heraus holen und ihre Identität auch noch mittels Personalausweis oder Reisepass bestätigen. Die Warteschlange würde zur Stoßzeit vermutlich so lange sein, dass aus dem vermeintlichen Skivergnügen eher ein Albtraum wird. Man hätte auch das notwendige Personal für solche Kontrollen gar nicht, sagt Seilbahn-Sprecher, Franz Hörl (ÖVP).
Platter und Co. sind sich des Schlamassels bewusst, zumal die Buchungslage schon jetzt erahnen lässt, dass der Wunsch nach Skiurlaub riesig ist. Aber wie Köstinger anklingen ließ, wird an Mückstein kein Weg außer 3-G vorbei führen. Der Blutdruck bei den Verantwortlichen ist nach der Konferenz dementsprechend hoch. Eine Gruppe Seilbahner rund um Markus Schöcksnadel, Geschäftsführer der gleichnamigen Firmengruppe und Chef zahlreicher Skigebiete, haben ein Konzept parat, um die Problematik zumindest zu entschärfen.
Online-Buchungssystem
Um endlos lange Warteschlangen an den Kassen zu vermeiden, wollen sie die 3-G-Kontrollen an ein Online-Buchungssystem koppeln. Das bedeutet, dass im Zuge des elektronischen Buchungsvorganges das Impf- oder Testzertifikat oder der Genesungsnachweis bereits online hochgeladen und später auf der Keycard gespeichert wird. Technisch ist das umsetzbar, wie eine Anfrage des KURIER ergeben hat. Allerdings bedarf es einer Prüfung, ob die personenbezogenen Daten des Zertifikates im System der Liftbetriebe hinterlegt werden dürfen.
„Wenn die 3-G-Regel kommt, dann wird deren Kontrolle an den Kassen natürlich zusätzlich Zeit beanspruchen. Niemand möchte lange Warteschlangen, daher ist der Online-Verkauf so wichtig“, erklärt Markus Redl, Geschäftsführer der landeseigenen NÖ-Bergbahnen. Die Skigebiete des Landes sind im vergangenen Winter vorgeprescht und haben als einziges Bundesland flächendeckend auf ein Online-Buchungssystem umgestellt – mit Erfolg. Trotz coronabedingten Besucherbeschränkung lag das Umsatzminus bei überschaubaren 20 Prozent gegenüber einer normalen Saison, so Redl.
„Es gibt keine andere Skiregion in Österreich, die so rasch auf die besonderen Anforderungen der Pandemie reagiert hat wie Niederösterreich“, erklärt Schröcksnadel. Mit diesen Erfahrungen sei man am Hochkar oder den Ötscherliften sehr gut aufgestellt, um in der kommenden Wintersaison auf die behördlichen Vorgaben rasch reagieren zu können. „Wir wollen den Gästen ein möglichst sicheres und komfortables Erlebnis bieten. Unsere Buchungssysteme sind in der Lage, die 3-G-Regel online zu kontrollieren, wenn das erforderlich sein sollte“, erklärt der Seilbahner. Das Vorab-Buchungssystem hatte noch einen wesentlichen Vorteil, erklärt Redl. Es wurde damit möglich, die Gästezahl genau zu steuern.
Was es in der kommenden Wintersaison auf keinen Fall mehr geben dürfe, seien Kapazitätsbeschränkungen bei der Beförderung der Gäste, sagt Hörl. Er spielt dabei auf die viel kritisierten Bilder langer Warteschlangen vor den Talstationen an: „Das war im vergangenen Jahr völlig kontraproduktiv“.
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