Polizei-Razzia am Peršmanhof: "Kaiser ist mit Weichspüler-Methode vorgegangen"

Bilder von der Polizei-Razzia am Persmanhof.
Eine Woche ist es her, dass ein massiver Polizeieinsatz gegen ein Antifa-Camp auf der Südkärntner NS-Gedenkstätte Peršmanhof vor allem unter der slowenischsprachigen Bevölkerung für massive Empörung sorgte. Noch immer sind die Hintergründe für das von vielen als überschießend empfundene Vorgehen nicht geklärt.

Der Jurist und Schriftsteller Janko Ferk.
„Durch diese Aktion ist der Friede zwischen den Kärntner Volksgruppen, der nach der Lösung des Ortstafelstreits vor 15 Jahren herrschte, gefährdet“, sagt Janko Ferk zur KURIER. Der Jurist und Schriftsteller ist selbst Kärntner Slowene. Er fühlt sich an brachiale Polizeieinsätze gegen slowenische Demonstranten in den 70er-Jahren erinnert.
Für ihn ist nicht nachvollziehbar, warum ein Einsatz wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz (es ging um den Vorwurf des illegalen Campens) zu so einem „total übertriebenen Einsatz“ inklusive Hubschrauber und Hundestaffeln führen konnte. „Das Innenministerium muss nun restlos aufklären, ob die angebliche Verletzung des Naturschutzgesetzes nicht bloß ein Vorwand war.“ Zu untersuchen sei nicht zuletzt, ob beteiligte Polizisten Funktionäre „irgendeiner Partei“ seien.
Was auf dem Peršmanhof geschah
Auf dem Peršmanhof ermordeten im April 1945 SS-Polizeieinheiten im Rahmen eines Einsatzes gegen Partisanen elf slowenische Zivilisten, darunter sieben Kinder. „Jedem slowenischen Kind ist das bekannt. Wenn es jetzt dort zu einem derartigen massiven Polizeieinsatz kommt, hat natürlich jeder sofort das damalige Massaker im Hinterkopf“, sagt Ferk.
Scharf kritisiert er den Auftritt des stv. Landespolizeidirektors Markus Plazer vergangene Woche in der ZiB2. „Das war seiner Funktion nicht würdig. Er war nicht bereit zu sagen, dass beim Einsatz etwas schiefgegangen sei - und konnte nicht einmal das Wort ,Antifa‘ richtig aussprechen.“

Die Südkärntner NS-Gedenkstätte Peršmanhof
Für Ferk sei es gerechtfertigt, dass ein Antifa-Seminar an so einer sensiblen Stätte stattfindet. „Nach unserer Geschichte müsste jeder Österreicher Antifaschist sein.“ Gerade angesichts der aktuellen politischen Tendenzen sei entsprechende Aufklärung angebracht. „Deshalb sind solche Seminare gerechtfertigt.“
Die Angriffe auf die Veranstalter weist er zurück. „Ich selbst war Mitglied des Klubs der slowenischen Studenten in Wien. Er war keineswegs linksextrem und ist es nach meinen Informationen auch heute nicht.“ Dass im Camp Transparente mit Parolen wie „Heimat im Herzen, Scheiße im Hirn“ aufgehängt wurden, verurteilt er aber.
Kaisers "Weichspüler-Methode"
Um die Wogen zu glätten, hatte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vergangene Woche zu einem Runden Tisch mit den Beteiligten geladen. „Wie so oft ist Kaiser auch hier mit seiner Weichspüler-Methode vorgegangen. In diesem Fall ist dies aber zu wenig konsequent“, kritisiert der Autor. Kaiser hätte sich darum bemühen müssen, dass Slowenenvertreter in größerem Ausmaß anwesend gewesen wären.
Jetzt sei es jedenfalls seitens der Verantwortlichen notwendig, „eine große Versöhnungsgeste zu setzen“ – damit die nach dem Vorfall entstandenen Spannungen rasch im Keim erstickt werden.
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