Podcast: Was Jungpolitiker über die EU und Europa denken

Nico Marchetti, Stephanie Cox und Douglas Hoyos (v. l.).
Drei junge Parlamentarier im KURIER-Talk über Europa, die Europäische Union und Brüssel als möglichen Karriereschritt
Podcast: Was Jungpolitiker über die EU und Europa denken

Nico Marchetti (ÖVP)

Nico Marchetti ÖVP ist 28 Jahre alt und Abgeordneter für die Volkspartei. Er erklärt als „Der Hinterbänkler" auf Social Media, wie Politik gemacht wird. (@derhinterbaenkler)

Podcast: Was Jungpolitiker über die EU und Europa denken

Stephanie Cox (Jetzt)

Stephanie Cox ist 29 Jahre alt und gehört der Liste Jetzt an. Sie nutzt Instagram mehr als andere Soziale Netzwerke. Dort erzählt sie Geschichten aus dem Ausschuss. (@stephgracecox)

Podcast: Was Jungpolitiker über die EU und Europa denken

Douglas Hoyos (Neos)

Douglas Hoyos ist 28 Jahre alt und Abgeordneter für den NEOS Klub. Er will auf Instagram zeigen, wer hinter dem Politiker steckt. (@derhoyos)

Nico Marchetti (ÖVP)

Was bedeutet Europa für Sie?

Man muss leider sagen, dass Europa für mich schon etwas Selbstverständliches ist. Ich bin in der EU aufgewachsen, mit allen Freiheiten und Vorzügen, die wir dadurch haben. Es müsste eigentlich präsenter sein, dass es eben nicht selbstverständlich ist.

Wir können innerhalb er EU studieren, wo wir wollen, wir können arbeiten, wo wir wollen, auf Urlaub fahren, es gibt den Euro, der Stabilität bringt und dass man weniger Geld wechseln muss. Für mich ist es ein tolles Projekt, aber auch eines, dass wir leider verteidigen müssen, anstelle es immer weiter entwickeln zu können.

Vor lauter Verteidigen dürfen wir das Weiterentwickeln nicht vergessen. Und auch, bei den vielen Umwälzungen auf der Welt, Antworten zu finden.

Was haben Sie in der Schule über Europa gelernt?

Nach der Matura wusste ich nicht, wie die EU funktioniert. Ich wusste, es gibt Brüssel, Straßburg, die Kommission, das Parlament und den Rat. Aber wie das zusammenspielt, wie das mein Leben beeinflusst, habe ich nicht gewusst. Ich habe mir das alles erst nach der Schule beigebracht. Ich bin mit einer Gruppe nach Brüssel gefahren, habe Zeitung gelesen und recherchiert.

Man kommt schon zu Information, wenn man die Motivation dazu hat. Aber es ist schwerer, für etwas die Motivation zu haben, das man nicht kennt und wo kein Interesse besteht. So wie fast immer ist auch hier Bildung die Lösung. Zu vermitteln, wie die EU funktioniert, wie sie unser Leben beeinflusst, ist Aufgabe der Schule.

Eine politische Agenda stark zu machen, ist Aufgabe der EU. Da braucht es anschauliche Projekte, wie die Idee von Emanuel Macron, einer europäischen Universität. Das ist ein sichtbares, greifbares Projekt, und in solchen muss man denken.

Wo wird Europa für Sie sichtbar?

Ich wohne beim Hauptbahnhof, der ist von der europäischen Union mitfinaziert, also ich spüre sie jeden Tag, wenn ich in die Arbeit fahre. Durch die EU ist tatsächlich vieles da, und keiner weiß es. Das fängt bei Gebäuden an und bis hin zur Sauna in der Therme. Es gibt an vielen Orten einen Konnex zur Union, ohne, dass man es weiß.

In einem Ausschuss haben wir einmal darüber diskutiert, nicht nur nach Brüssel zu fahren, sondern auch durch Wien zu gehen und uns anzuschauen, was eigentlich alles einen europäischen Konnex hat. Das halte ich für sinnvoll und würde, glaube ich, auch einiges an Missverständnissen, an negativen Emotionen gegenüber der europäischen Union, relativ schnell und unkompliziert ausbalancieren.

Erasmus ist eines der erfolgreichsten Projekte, die die EU gesponsert hat. Nicht nur weil es in einem bildungspolitischen Aspekt sinnvoll ist, sondern auch, weil es bei den Leuten Spuren hinterlässt.

Stephanie Cox (Jetzt)

Was bedeutet Europa für Sie?

Sowohl Europa als auch die europäische Union sind meine Heimat. Die EU ist für mich ein Friedensprojekt, ein Akt der Solidarität. Für mich ist sie selbstverständlich, ich bin darin aufgewachsen, ich habe viele Vorteile genossen, angefangen bei Erasmus, bis hin zum „Young Entrepreneurs“-Programm.

Europa ist für mich auch, dass ich mit 15 keinen Pass herzeigen musste, als ich mein erstes Praktikum in Brünn angetreten bin. Das heißt, die EU bringt gerade für junge Menschen viele Vorteile. Sie bedeutet auch, dass man sich streitet, wenn viele am Tisch sitzen, weil es unterschiedliche Meinungen gibt.

Für mich bedeutet die EU ebenso, dass es immer wieder ein Kampf ist, gemeinsam einen Weg zu finden, um an einem Strang zu ziehen.

Was haben Sie in der Schule über Europa gelernt?

Ich kann mich dunkel daran erinnern, die Europäische Union in ein Buch skizziert zu haben. Aber dadurch, dass meine Familie aus Irland und England kommt, ich in Australien geboren und in Österreich aufgewachsen bin, habe ich Europa schon familiär gespürt. Meine Eltern sind mit uns Campen gefahren zu einer Art Europa-Tour. Es ist ein Privileg, dass ich Europa so erleben konnte.

Es gibt ein Projekt in Wien, das macht etwas ganz Ähnliches. Bei dem Projekt "Routes“ wird eine Europa-Tour durch Wien gemacht. Da sieht jeder, dass Europa auch in Wien vertreten ist. Es geht dabei um Essen, Sprache und Kultur, und genau das brauchen wir. Es reicht nicht, nur Brüssel und die Funktionen der Union zu verstehen.

Durch solche Erfahrungen könnte man Brüssel projektbezogen in die Schulklassen bringen. Das geht genauso im Deutschunterricht wie im Englischunterricht oder in Geografie. Die EU muss für Schulen einfach an Priorität gewinnen.

Wo wird Europa für Sie sichtbar?

Es fühlt sich zwar so an, aber es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ich den Fuß aus der Tür setze und mich frei bewegen kann, ohne, dass mir dabei Bomben um den Schädel fliegen. Man muss schon sagen, dass wir Frieden haben, seit es die EU gibt. Es ist wichtig, das nicht zu vergessen.

Abgesehen davon würde ich mir wünschen, dass es so etwas wie das Projekt "Routes" nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Orten wie Dornbirn oder Hollabrunn gibt. Dass Lehrerinnen und Lehrer sich anschauen, wie die EU beispielsweise in Eisenstadt vertreten ist. Wo sehen wir, wo fühlen wir Europa? Das kann Schmecken, Sehen oder auch Verstehen sein.

Ich fände eine App für das Handy spannend, mit der man, wenn man sich umschaut, sieht, was eigentlich alles wegen der EU hier ist. Also eine App, die mir zeigt, wo Europa in meiner Gasse stattfindet.

Douglas Hoyos (Neos)

Was bedeutet Europa für Sie?

Ich bin vieles, aber auch ganz stark Europäer. Ich bin den Großteil meines Lebens in der EU aufgewachsen, wo ich keine Grenzen kennengelernt habe. Das sind einerseits die Grenzen zwischen den Ländern, aber auch in anderen Bereichen sind Grenzen durch die EU verschwommen. Das zeigt sich in einem stärkeren gemeinsamen Arbeiten bis hin zu einem gemeinsamen Agieren.

Die Europäische Union bedeutet auch, Kulturen kennenzulernen. Europa besteht ja aus vielen verschiedenen lokalen Kulturen, die sich von einander unterscheiden. Das alles birgt Europa, aber es birgt auch viel Sicherheit.

Gerade wenn man sich anschaut, wie die Welt sich globalisiert und weiterentwickelt, dann ist Europa immer stärker als das kleine Österreich. Durch dieses gemeinsame Handeln sind wir stark und können Dinge, die uns selbst wichtig sind, in den Vordergrund rücken.

Was haben Sie in der Schule über Europa gelernt?

Das ist zwar nicht so lange her, doch mein Gedächtnis lässt mich im Stich. Wir haben, glaube ich, im Geschichteunterricht die Institutionen durchgenommen und oberflächlich besprochen, wer wofür zuständig ist. Generell haben wir aber sehr wenig über die europäische Union geredet.

Mein Bruder, der eine Klasse unter mir war, ist nach Brüssel gefahren und hat sich das vor Ort angeschaut. Wir selber haben zwar über das Thema Europa diskutiert, aber nicht sehr ausführlich. Das ist generell einer der Punkte, die wir auch beim Thema politische Bildung haben. Wir sind alle der Meinung, dass man das stärker integrieren muss.

Es wird nicht möglich sein, dass alle österreichischen Schulklassen nach Brüssel reisen, das wird schon alleine logistisch schwierig. Aber es wäre durchaus eine Möglichkeit, Schüler stärker an das europäische Parlament zu holen. So könnte man die Idee aus den Köpfen herausholen, dass die EU sich nur um die Gurkenkrümmung kümmert, weil dort ja auch viel wichtigeres passiert.

Wo wird Europa für Sie sichtbar?

Oft wird nur darüber geredet, was die EU finanziell unterstützt. Aber einer der wichtigsten Punkte, den sie bringt, sind die Menschen. Ich wohne auf der anderen Seite vom Hauptbahnhof, in der Nähe der diplomatischen Akademie, dort sind ganz viele internationale Studierende. Wenn man in Büros schaut, sitzen dort oft viele internationale Angestellte.

Durch die Bank gibt es überall dieses Zusammenkommen von Menschen unterschiedlicher Kulturen. Das ist eine der Sachen, die die EU sehr viel einfacher gemacht hat, das Reisen und auch das gemeinsame Leben. Da geht es ja nicht nur darum, dass man, wenn man in den Urlaub nach Italien fährt, kein Geld wechseln muss.

Sondern es geht auch darum, in anderen Ländern arbeiten, neue Menschen und Lebensräume kennen lernen zu können. Das ist ein Bereich, der oft vergessen wird, weil er eben nicht mit dem Markerl „Gesponsert von der EU“ präsentiert wird.

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