Österreichs Photovoltaik-Industrie leidet trotz hoher Nachfrage – neuer Bonus soll helfen
Photovoltaik boomt wie nie zuvor- trotzdem geht es der heimischen PV-Industrie schlecht. Denn die Anlagen, die in Europa verbaut werden, kommen zum Großteil aus Fernost, vor allem aus China.
Um dem entgegenzuwirken, setzt die Politik neue Ideen um: Der „Made in Europe Bonus“ soll die Produktion nach Europa und damit auch nach Österreich verlagern. In einer Pressekonferenz stellten Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) diesen neuen Bonus vor.
Fokus auf europäische Komponenten in der PV-Industrie
Gefördert werden sollen Produkte, „die vermehrt europäische Komponenten in sich tragen“, meint Kogler. Der Bonus soll im Zuge der Energie-Ausbau-Gesetz-(EAG)-Investitionsförderung ab Herbst zum Einsatz kommen.
Mehr Geld gibt es nicht, aber es soll "treffsicherer" verteilt werden. Wer eine Investitionsförderung bekommt, soll zusätzlich bis zur 20 Prozent des Förderbetrages erhalten. Egal ob „Wechselrichter und Solarpaneelen oder Stromspeicher", je mehr Komponenten europäisch seien, desto höher soll der Bonus ausfallen, so Kocher.
Die Förderung gelte laut Gewessler für PV-Anlagen mit einer Leistung ab 35 kWp, also für größere Anlagen. Damit spielt der Bonus vor allem für Betriebe eine Rolle, denn eine Anlage mit solch hoher Leistung werde nur auf über 100 Quadratmeter großen Dächern angebracht.
Zur Umsetzung des Bonus müsse jetzt das EAG geändert und mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen werden. Diese werden kommenden Mittwoch im Ministerrat beschlossen.
Europa als Spitzenreiter bei Umwelttechnologien
„Wir sind voll auf die Überholspur gekommen“, meint Kogler und vergleicht damit Österreichs PV-Ausbau mit dem vom Rest Europas. Außerdem sei die Energiewende „eine Notwendigkeit, die Unabhängigkeit und Sicherheit bietet“. In Sachen Umwelttechnologien habe Europa im weltweiten Vergleich als einzige Technologie die Nase vorn. „Da sollten wir den Vorteil nicht verspielen und weiter ausbauen.“ Im April hätten 21 europäische Energieminister und Energieministerinnen gemeinsam mit der EU-Kommission die europäische „Solar-Charta“ unterzeichnet, sagt Gewessler. Darin habe man sich dazu bekannt, europäische PV-Produktion entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu stärken.
Kritik vonseiten der SPÖ & ÖGB
SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll hatte bereits am Dienstag anlässlich des vom oberösterreichischen Technologiekonzern Fronius angekündigten Abbaus von 350 Beschäftigten kritisiert, dass Gewessler schon vor einem Jahr hätte handeln können, jedoch ihre Verordnungsermächtigung zur regionalen Wertschöpfung nicht ausgenützt habe. Der Regierungsbesuch von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Gewessler und Kocher am 14. März bei Fronius „war ein Marketing-Schmäh“, so Schroll.
Auch der Bundesvorsitzende der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), Reinhold Binder, warf der Regierung vor, sie habe wertvolle Zeit verstreichen lassen, denn Gewessler und Kocher hätten laut EAG bereits bis 30. Juni 2023 eine Verordnung für Förderkriterien in Bezug auf regionale Wertschöpfung vorlegen müssen. Gewerkschaft und Arbeiterkammer vermissen außerdem die Berücksichtigung sozialer Aspekte bei der Förderung. Das EAG erlaube nämlich eine Koppelung der Förderung an erhöhte soziale Standards und ausgebauten Schutz der Beschäftigten, erklärte ÖGB-Chefökonomin Helene Schuberth in einer Aussendung.
Lob für den „Made in Europe Bonus“ kommt vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) und vom Bundesverband Photovoltaic Austria.
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