Stronach: „Wo ist mein Sitzplatz?“

Hahn im Korb: Frank Stronach umgeben von seinen Mandatarinnen
Der KURIER begleitete den Parteigründer bei seiner zweiten und (wahrscheinlich) letzten Nationalratssitzung.

Wochenlang wurde um das Mandat für Ex-Miss-World Ulla Weigerstorfer (sie rückte an die Stelle von Monika Lindner) gekämpft. Als die 1,80 m große Blondine endlich zur Nationalratsabgeordneten für das Team Stronach angelobt wurde, schwänzte ausgerechnet Parteigründer Frank Stronach den Programmpunkt bei der Nationalratssitzung. „Mir wurde gesagt, dass sich vor 13 Uhr nichts im Parlament tut“, so Stronach.

Um 12.50 Uhr fuhr der Milliardär beim Hintereingang des Parlaments vor. Mit in der Limousine: Stronachs Kronprinzessin und Team-Stronach-Klubchefin Kathrin Nachbaur. Die Parteispaltung in Niederösterreich hatte eine kurzfristig eingeplante Krisensitzung im Hotel Imperial nötig gemacht. „Es ist besser, man distanziert sich von Menschen, die keinen Charakter zeigen“, kommentiert Stronach das jüngste Chaos.

„Wo ist mein Platz?“

Vor dem Parlamentsgebäude wartet Stronach auf seine Assistentin Julia, die ihm seine Unterlagen für die Rede mitbringt. Es ist rund 15 Minuten vor Beginn der Sondersitzung. Obwohl es bereits seine zweite Nationalratssitzung ist, wirkt der Milliardär orientierungslos und fragt Hilfe suchend: „Wo ist mein Platz? Auf dieser Seite?“

Die Assistentin übernimmt das Ruder und pilotiert ihn weg von den Sitzplätzen der Freiheitlichen zum Team Stronach.

Wenige Minuten später hört man plötzlich „Schau, da ist der Frank.“ Die Team-Stronach-Abgeordneten Jessica Lintl und Ulla Weigerstorfer stürmen zum Parteigründer. Den wenigen Zuschauern auf den Rängen präsentiert sich ein Bild zum Schmunzeln: Frank Stronach ist der Hahn im Korb – umgeben von drei Blondinen.

Während der Reden von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Kanzler Werner Faymann wirkt der Abgeordnete Stronach gelangweilt. Er schaukelt mit dem drehbaren Stuhl hin und her, kramt in seiner Schublade herum. „Das ist keine Sachdiskussion, sondern nur Politik“, kommentiert er die Reden.

Um 14.20 Uhr tritt der Milliardär zum Rednerpult. Als er mit den Worten startet „Ich bin heute hier“, gibt es kurzen Applaus. Und setzt nach, „weil ich mir Sorgen um Österreich mache.“ Stronach rechnet vor, wie hoch die Schulden tatsächlich sind: „Ausgaben rund 74 Milliarden Euro, Einnahmen 67 Milliarden Euro – sieben Milliarden fehlen. Dazu Staatsschulden von 230 Milliarden Euro, Zinsrückzahlungen – ohne Länder und Gemeinden – von 10 Milliarden Euro.“

Ob es sein letzter Auftritt im Hohen Haus war, lässt er offen: „Das weiß ich noch nicht. Aber im Jänner lasse ich mich entschuldigen.“

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