Blau mischt Rot und Schwarz in Oberösterreich auf

HC Strache und FP-Kandidat in Oberösterreich Manfred Haimbuchner
ÖVP und SPÖ verlieren stark, Flüchtlingsthema wahlentscheidend.

Es ist ein Rekord: Noch nie waren in Oberösterreich so viele Menschen stimmberechtigt wie bei der Wahl am kommenden Sonntag: insgesamt 1,155.070 Frauen und Männer. Die Beteiligung ist traditionell hoch, um die 80 Prozent. Das dürfte sie auch in einer Woche sein.

Die Ergebnisse werden sich von jenen vor sechs Jahren aber massiv unterscheiden. Eine OGM-Umfrage für den KURIER ergibt Dramatisches: Die ÖVP bleibt zwar Nummer 1, verliert aber rund zehn Prozentpunkte (Grafik). Die SPÖ ist auf dem Tiefststand in ihrer Geschichte, die Blauen verdoppeln ihr Resultat aus dem Jahr 2009. Die Grünen können es halten; die Neos, die erstmals kandidieren, schaffen es nicht in das Landesparlament.

"Das alles überlagernde Flüchtlingsthema verstärkt die ohnehin erwarteten Zuwächse für die FPÖ", analysiert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. "Wie zuletzt in der Steiermark dringen die Freiheitlichen auch in Oberösterreich nicht nur in die roten Hochburgen wie Linz und Wels ein, sondern auch in die schwarzen auf dem Land."

Bisher war Zuwanderung auf die Ballungsräume beschränkt, durch den Krieg in Syrien wirkt sie bis hinunter in Kleingemeinden. Und so nennt auch eine große Mehrheit der Oberösterreicher "Flüchtlinge" als das wichtigste wahlentscheidende Thema, gefolgt von "Arbeitsplätzen". Bachmayer: "Das ist normalerweise das Thema Nummer 1." Weit dahinter folgen Wohnkosten und Gesundheitsversorgung. Die milliardenschwere Steuerentlastung rangiert an letzter Stelle; zu spüren sein wird sie freilich auch erst 2016.

Blau mischt Rot und Schwarz in Oberösterreich auf

Bei der Direktwahl-Frage schneidet der amtierende Landeshauptmann, ÖVP-Spitzenkandidat Josef Pühringer nach wie vor besser als seine Partei ab. "42 Prozent Zuspruch sind ein guter Wert. Er wirkt über die eigene Partei hinaus – bis in Grüne Bereiche", urteilt Bachmayer.

Bitter ist das Ergebnis für Pühringers SPÖ-Stellvertreter Reinhold Entholzer; nur elf Prozent seiner Landsleute würden ihn direkt zum Landesobersten küren. Sein FPÖ-Konkurrent Manfred Haimbuchner kommt auf einen doppelt so hohen Wert.

Und mit wem sollte die ÖVP nach der Wahl zusammenarbeiten, wenn es in Oberösterreich das Proporzsystem nicht mehr gäbe (jede Partei bekommt ab einer gewissen Stärke Regierungsposten)? Da präferieren mit einem Drittel die meisten nun Schwarz-Blau; dass Pühringer wie seit mehr als zehn Jahren weiter mit den Grünen kooperiert, möchten nur 19 Prozent der Oberösterreicher.

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