Philippinen bis Bosnien
Geht es nach der ÖVP, soll nun das Fachkräftescouting unter Einbeziehung aller zuständigen Stellen unter einer Dachmarke gebündelt werden. In Sachen Pflege gehe es konkret um die Anwerbung von Personal aus Ländern wie Philippinen, Kolumbien, Serbien und Bosnien, heißt es bei der Partei auf Nachfrage.
Der Plan ist durchaus ambitioniert: „Bis 2030 wollen wir 10.000 Pflegekräfte nach Österreich holen“, betont man in der ÖVP. Zum Vergleich: Dem Burgenland gelang es im Herbst des Vorjahres, gerade einmal knapp 30 philippinische Pflegerinnen ins Lans zu holen.
In der Branche stoßen die Ankündigungen freilich auf Skepsis: „Bis 2030 werden wir rund 76.000 Menschen zusätzlich in allen Bereichen der Pflege brauchen. Somit sind die von Nehammer angekündigten 10.000 Fachkräfte nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt Daniel Svacina, Leiter des Geschäftsbereichs Pflege und Betreuung in der Volkshilfe Wien. Zudem könne die Rekrutierung nur ein Element von vielen sein, um die Pflege-Engpässe zu beseitigen.
„Anstatt etwas von oben herab zu klären, welche ausländischen Pflegekräfte zu uns geholt werden können, sollte man sich bemühen, mehr Menschen, die sich bereits im Land befinden, in den Pflegeberuf zu bringen“, sagt der Experte. Dies sei auch kostengünstiger. Svacina denkt dabei auch an Asylwerber, denen der Zugang zu einschlägiger Ausbildung und dem Arbeitsmarkt erleichtert werden soll.
Weiter hohe Hürden
Weiters gebe es in Österreich nach wie vor vergleichsweise hohen Hürden bei der Anerkennung von ausländischen Ausbildungsabschlüssen (Nostrifizierung), betont Bernhard Peter, bei der Volkshilfe Wien für Recruiting von Pflegekräften zuständig. „Während Länder wie Deutschland die nötigen Verfahren schon deutlich vereinfacht haben, sind sie bei uns noch sehr bürokratisch. Was etwa fehlt, ist eine vollständige Digitalisierung des Verfahrens.“ Mit der Konsequenz, dass etwa Fachkräfte vom Westbalkan lieber nach Deutschland als nach Österreich kommen würden.
Bei der ÖVP verweist man auf Maßnahmen zum Bürokratie-Abbau, die die Regierung bereits auf den Weg gebracht habe. Aktuell sei zum Beispiel eine Wissensdatenbank in Ausarbeitung. „Diese soll durch Mustergutachten die Verfahren verkürzen und vereinfachen.“
Es gehe aber auch darum, das Image des Pflegeberufs in der Öffentlichkeit zu verbessern, betont Experte Svacina. „Viele haben dabei immer noch das Bild der Krankenschwester im Spital oder des pflegenden Angehörigen im Kopf. Es geht aber um viel mehr. Pflege ist ein hochattraktiver Beruf für Menschen, die andere Menschen professionell unterstützen wollen.“
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