ÖVP: VP Kärnten "überrascht" über Kommunikationschef Fleischmann

ÖVP: VP Kärnten "überrascht" über Kommunikationschef Fleischmann
Landesgeschäftsführerin Löschnig: "Die Bundespartei wird schon wissen, was sie tut" - Scharfe Kritik der Grünen.

Die am Vortag bekannt gegebene Rückkehr des einstigen Sprechers und Medienbeauftragten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gerald Fleischmann, hat am Donnerstag auch innerparteilich teils für Verwunderung gesorgt. Kärntens ÖVP-Landesgeschäftsführerin Julia Löschnig gab sich "sehr überrascht", in anderen Landesparteien wollte man die Personalie nicht kommentieren. Scharfe Kritik kam vom grünen Koalitionspartner.

Kärntens ÖVP-Landesgeschäftsführerin Julia Löschnig erklärte gegenüber der APA, sie sei "sehr überrascht" gewesen, als sie am Mittwoch von der Rückkehr Fleischmanns als Leiter der Medienarbeit der Bundes-ÖVP erfuhr. "Das ist eine Entscheidung, die der Bund getroffen hat, die unsere Arbeit im Land nicht beeinflusst. Die Bundespartei wird schon wissen, was sie tut." Personalentscheidungen der Bundespartei werden nicht mit den Landesorganisationen abgestimmt, so wie die Kärntner ÖVP nicht den Bund frage, wenn jemand eingestellt werde.

Salzburgs ÖVP-Landesparteichef, Landeshauptmann Wilfried Haslauer ließ auf APA-Anfrage ausrichten, dass man sich in Salzburg nicht an einer Diskussion beteiligen wolle, wenn es um die Anstellung eines Mitarbeiters gehe. Es handle sich nicht um eine politische Funktion. Falls gegen eine Person strafrechtliche Vorwürfe bestehen, müssten diese untersucht werden bis eine Entscheidung vorliegt, ob an diesen Anschuldigungen etwas dran ist oder nicht. Die WKStA ermittelt ja gegen Fleischmann in der ÖVP-Inseraten- bzw. Umfragen-Affäre.

Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) wollte am Donnerstag kein Statement zu Fleischmann abgeben. Denn eine Personalentscheidung in der Bundespartei müsse vom Bundesparteiobmann und dem Generalsekretär getroffen werden, so sein Sprecher.

Deutliche Kritik kam vom grünen Koalitionspartner im Bund: "Das fragwürdige Bild, das dadurch nach außen entsteht, ist verheerend", ließen die Grünen laut Ö1 in einem schriftlichen Statement wissen. Die ÖVP müsse das aber selbst verantworten.

Polit-Berater Thomas Hofer sagte im Ö1-Radio, er halte die Entscheidung schon für eine Belastung für die Koalition. "Es ist ein weiterer Mosaikstein, der deutlich macht, dass eine gemeinsame Strategie in der Regierung in Richtung der Bekämpfung auch nur von Korruptionsanschein" weiter entfernt sei denn je. ÖVP-intern sei das eher ein Schwächezeichen: "Dass man da auf Gerald Fleischmann zurückgreift, das zeigt natürlich, dass die Parteizentrale völlig ausgedünnt ist personell".

Der türkise Fraktionsführer im ÖVP-U-Ausschuss, Andreas Hanger, lobte Fleischmann am Donnerstag hingegen als einen "versierten Kommunikator". Was die Ermittlungen der WKStA anbelangt, verwies er auf die Unschuldsvermutung. Die dabei entstandene Optik sei eine "Bewertungsfrage". Fleischmann werde jedenfalls "in der Kommunikation professionelle Arbeit" leisten, so Hanger.

Häme kam indes von der freiheitlichen Abgeordneten Susanne Fürst: Offensichtlich habe die ÖVP keine Leute mehr, gegen die nicht ermittelt werde. Fleischmann soll offenbar die "zerfledderte Kommunikation auf Vordermann" bringen. Damit sei die "Message wieder under control".

SPÖ-Fraktionsführer Jan Krainer versteht die Art und Weise nicht, wie die ÖVP mit Korruption umgehe, anstatt für einen reinen Tisch zu sorgen. Fleischmann sei aber ohnedies nie wirklich weg gewesen, sondern habe zuletzt vom ÖVP-Klub aus die Fäden gezogen, so Krainer: "Jetzt zieht er halt wieder in der Parteizentrale die Fäden."

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