"Breite Basis für Koalition mit Grünen und Stronach"

APA12610148 - 05052013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: LANDTAGSWAHL IN SALZBURG - Wilfried Haslauer und Astrid Rössler im Rahmen einer TV-Livesendung m Chiemseehof am Sonntag, 5. Mai 2013, in Salzburg. APA-FOTO: BARBARA GINDL
ÖVP-Mann Stöckl drängt auf eine neue Option. Haslauer ließ sich noch nicht in die Karten schauen.

Salzburg am Tag nach der Landtagswahl. Die Tränen der Verlierer sind getrocknet, der Rausch der Gewinner ist verflogen. Nun beginnt sich das Koalitionskarussell munter zu drehen. Denn die Wahlarithmetik macht es möglich, dass dabei praktisch alle Farben vertreten sind. Und ÖVP-Chef Wilfried Haslauer hat die Qual der Wahl: Schwarz-Rot? Schwarz-Rot-Grün? Oder doch Schwarz-Grün plus Stronachs Mannen?

Haslauer ließ sich noch nicht in die Karten schauen; er zeigte sich am Montag aber generell für eine Dreier-Koalition offen, entscheidend sei für ihn aber die Machbarkeit. „Das Problem beginnt schon damit, dass FPÖ und Grüne nicht miteinander können.“ Prinzipiell sei eine Zusammenarbeit von ÖVP, SPÖ und Grünen aber „gar nicht notwendig“, da schwarz-rot eine Mehrheit im Landtag habe.

Koalition der Verlierer

Das sehen politische Beobachter anders: SPÖ und ÖVP haben in Summe 23 Prozentpunkte verloren – nicht unbedingt ein Wählerauftrag für eine Große Koalition. Um einen glaubwürdigen Neuanfang zu versuchen, bräuchte man Sieger an der Seite – also Grüne, FPÖ oder Stronach.

Christian Stöckl, zukünftiger schwarzer Finanzlandesrat, hatte bereits am Wahltag mit Schwarz-Grün geliebäugelt – was sich letztlich knapp nicht ausging. Schwarz-Rot gehört für ihn der Vergangenheit an. „Es wäre schwierig, diese Koalition der Bevölkerung zu vermarkten. Also müssen wir kreativ sein“, sagte Stöckl dem KURIER. Dem Mathematik-Professor war es im Jahr 1999 gelungen, die rote Hochburg Hallein zu erobern. „An der Basis gibt es eine ganz schwere Tendenz zu Schwarz-Grün-Stronach. Das wäre etwas ganz Neues. Nur so könnten wir den rot-schwarzen Proporz durchbrechen.“

Für Grünen-Chefin Astrid Rössler ist die Option Stronach „schwierig, aber nicht ausgeschlossen“. Nur die FPÖ käme nicht infrage.
Montagabend legte die ÖVP die weitere Vorgehensweise für die Regierungsbildung fest. Haslauer will bis Mitte nächster Woche „Vorgespräche“ mit allen Parteien führen – und dann entscheiden, mit wem verhandelt wird. Ebenfalls Montagabend tagte die SPÖ; dabei wurde Soziallandesrat Walter Steidl zum neuen Parteichef gekürt. Was will er? „Opposition ist nur der zweitbeste Weg“, aber regieren um jeden Preis könne auch nicht das Ziel sein, sagte Steidl.

Die FPÖ nahm sich am Montag selbst aus dem Rennen. „Schwarz-Blau geht sich nicht aus, und mit einer Dreier-Koalition mit Stronach hätte ich keine Freude“, sagte Parteichef Karl Schnell zum KURIER. Um Regierungsverantwortung zu übernehmen, bräuchte man den Auftrag der Bevölkerung, „und den sehe ich nicht“.

Unmoralisches Angebot

Beim Team Stronach wiederum hält man sich alle Möglichkeiten offen: Den Gang in die Opposition ebenso wie eine Beteiligung an einer Dreier-Koalition – egal mit wem. Und man macht der SPÖ ein unmoralisches Angebot: Sollte diese eine Koalition mit Grün und Stronach anstreben, „könne man auch darüber reden“, hieß es auf KURIER-Anfrage. Dann wäre die Ära Haslauer II. vorbei, noch ehe sie begonnen hätte.

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