Werner Amon: "Werden nicht mit Gülle-Eimer gehen"

Amon als Wahlkampf-Kiebitz beim republikanischen Senator Marco Rubio (li.)
ÖVP-Amon gelobt "Positiv-Werbung", nennt 30. September 2018 als frühestmöglichen Wahltermin.

Auch das ist schwarze Tradition. Seit Jahren reist eine ÖVP-Delegation ins Ausland, um große Wahlkämpfe zu beobachten. In den USA sind die heimischen Christlichsozialen immer wieder unterwegs.

Nun war ÖVP-Generalsekretär Werner Amon in den Staaten, um das Werbehandwerkszeug von Republikanern und Demokraten zu begutachten – bei Gesprächen mit Kampagnenmanagern und bei Veranstaltungen. Zudem gab es einen Termin bei Marco Rubio, dem wiedergewählten Senator von Florida, der bei den Vorwahlen als republikanischer Präsidentschaftskandidat ausgeschieden ist.

Von "starkem Telefonmarketing, Hausbesuchen und vielen Freiwilligen, die für den Wahlkampf rekrutiert worden sind", berichtet Amon. Und von der "langen Vorlaufzeit. Republikaner und Demokraten bereiten sich eineinhalb bis zwei Jahre auf den Wahlkampf vor." So viel Zeit sei in Österreich auch bis zur nächsten Nationalratswahl, sagt Amon im KURIER-Gespräch. Spekulationen über einen früheren Urnengang hin oder her. "Ich werde alles dazu tun, damit die Regierung bis 2018 arbeitet. " Der frühestmögliche Termin – nach den gesetzlichen Fristen – sei der 30. September: "Diesen peilen wir an."

Negative Energie

Des ÖVP-Politikers Lehren aus den USA für die hiesige Wahl: "Vergiss die Meinungsforschung." In keiner Umfrage sei Trumps Sieg vorausgesagt worden. Heißt das, dass die ÖVP fortan auf eigene, interne verzichtet, mit denen sie immer wieder im Feld ist? Nein, sagt Amon: "Umfragen sind nur dann sinnvoll, wenn man sie in regelmäßigen Abständen macht und sie als Trends bewertet."

Anderes habe ihn nicht nur erstaunt, es sei "erschreckend" gewesen: "Die unglaublich negative Energie im Wahlkampf. Das war diesmal besonders grauslich", befindet Amon, der schon in früheren Jahren zwei amerikanische Wahlauseinandersetzungen vor Ort studiert hat. "Über 90 Prozent dessen, was im TV dazu gezeigt wurde, war Negativ-Campaigning. Es ist ein fürchterliches Armutszeugnis für jede Demokratie, wenn man sich nur dadurch definiert, dass man den Mitbewerber heruntermacht."

Und so gelobt Amon, dass seine Partei das nicht tun werde, was auch sie in der Vergangenheit getan hat: "Es ist ein abschreckendes Signal an die Wähler, mit dem Gülle-Eimer durch die Gegend zu gehen. Das wird auch nicht auf der persönlichen Ebene laufen. Die Menschen haben die gegenseitigen Befetzereien satt. Unser Zugang wird Positiv-Werbung sein. Wir wollen aufzeigen, wofür wir stehen. Dann sind wir die Macht des Lichtes gegen die Mächte der Finsternis."

Dazu hat ihr jener Werber geraten, mit dem die Schwarzen bereits im Geschäft sind. Parteichef Reinhold Mitterlehner & Co sollten "positiv emotionalisieren", meint Luigi Schober. Zu diesem Behufe werden sie sich weiterhin des Slogans "Mut machen statt Angst machen" bedienen. Auch thematisch bleibt die ÖVP bei Bekanntem: "Schutz des Eigentums; Hilfe für Unternehmer, denen der Staat im Weg steht; Anerkennen von Leistung."

Kurze, emotionale Botschaften

Welche Zielgruppen wird die ÖVP fokussieren? Amons Vorvorgänger Hannes Rauch wollte nach einem US-Wahlkampftrip im Jahr 2012 ja Migranten als zusätzliche Stimmenbringer umwerben. "Wir sind da schon ein Stück weiter. Wir definieren nicht nach Ethnien, Wohnverhältnissen oder einem Berufsstand, sondern über Inhalte. Der klassische Klientel-Wahlkampf ist passé", urteilt Amon. "Wir tun gut daran, Menschen über Themen anzusprechen." Und so würden auch soziale Medien wie Twitter und Facebook immer stärker genützt ("Wir rüsten da gerade ordentlich auf"). In diesen Kanälen werde die Partei "mit kurzen, emotional aufgeladenen Botschaften agieren".

Wird strategische Hilfe von außen geholt? "Es ist nicht auszuschließen, dass ein erfolgreicher Werber aus den USA für uns arbeitet."

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