Wer sich allerdings mit Gerfried Promberger, dem Chef der heimischen Luftstreitkräfte oder dem Planungschef im Bundesheer, Bruno Hofbauer, unterhält, dem wird schnell klar: Bis heute hat Österreich diesen selbst auferlegten Auftrag nicht rasend ernst genommen. Denn was den österreichischen Luftraum angeht, hat das Militär seit jeher eine bescheidene Reichweite, nämlich: gerade einmal fünf Kilometer. So weit feuern die Zwillings-Flak „Oerlikon“ und die Fliegerabwehrlenkwaffe „Mistral“. Raffinerien, Flughäfen oder Städte können mit diesen beiden Systemen wenig bis gar nicht geschützt werden.
Fast kurios ist, dass die passive Überwachung in ihrer Leistung rein gar nicht dazu passt. Denn das Radar-System „Goldhaube“ gilt als extrem leistungsfähig und analysiert Flugbewegungen bis Berlin und Sarajevo.
Geht es allerdings darum, Gefahren abzuwenden, die von Drohnen, schnell fliegende Raketen oder Marschflugkörper ausgehen, ist das neutrale Österreich – noch – weitgehend zum Zuschauen verdammt.
Mit Sky-Shield und den neuen Systemen könne man „erstmals von Ansätzen einer echten Luftraumverteidigung sprechen“, sagt Promberger.
Schritt für Schritt werden Raketensysteme beschafft, um 15 und danach 50 Kilometer und mehr Reichweite zu schaffen. Welche Systeme das sind, ist offen, die Ausschreibungen kommen erst.
Fest steht – und auch hier sind sich Rechts- und Militärexperten einig – dass das Raketenabwehrsystem in österreichischer Hoheit bleibt.
Das bedeutet in der Praxis: Bei Kauf, Ausbildung und Wartung helfen die „Sky Shield“-Partner (17 EU-Länder plus Großbritannien und die Schweiz, Anm.) zusammen, man spart den Steuerzahlern viele Millionen Euro.
Der Einsatz heimischer Abwehrraketen erfolgt ausschließlich über österreichischem Luftraum. Und entgegen anderslautenden Behauptungen bleibt die Entscheidung, wann die Abwehr-Raketen aktiviert werden, in heimischer Hand. „Es gibt schon jetzt eine klare Befehlskette bei ernsten Bedrohungen“, sagt Tanner. „Diese bleibt.“ Das bedeutet: Im Ernstfall entscheidet die Ministerin über einen Abschuss einer Rakete – und nicht die NATO oder Brüssel.
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