Um ihre Sprache und ihre Kultur zu bewahren, wollen Jenische nun als autochthone Volksgruppe anerkannt werden. Als solche gelten Ethnien, die in Österreich seit mindestens drei Generationen beheimatet und österreichische Staatsbürger sind, sowie eigene Sprache und Volkstum haben.
Bisher sind sechs Minderheiten anerkannt: die kroatische, slowenische, ungarische, tschechische und slowakische Volksgruppe sowie die Roma. Die Anerkennung ist mit Rechten zur Wahrung der eigenen Sprache und des Brauchtums verbunden – darunter etwa zweisprachige Ortstafeln, Schulunterricht oder Behördengänge in der Sprache der Volksgruppe.
„Die Jenischen wollen keine Ortstafeln. Wir wollen nur die Anerkennung“, sagt Schleich. In der Schweiz wurden sie bereits anerkannt. In Österreich steht die Prüfung der Anerkennung im türkis-grünen Regierungsprogramm.
Zudem hoffen auch Bosnier und Türken auf eine Anerkennung. Polen und Serben sind bereits gescheitert. Laut dem Soziologen der Uni Graz, Max Haller, ist für Austro-Türken die Anerkennung in absehbarer Zeit möglich – aber noch nicht jetzt. Als Grund sieht er, dass die Türken noch nicht lange genug in Österreich beheimatet sind.
„Stimmt nicht“, wendet Hakan Gördü ein. Er ist Obmann der Kleinstpartei „Soziales Österreich der Zukunft“, die bereits beim Wien-Wahlkampf 2020 für die Anerkennung der Austro-Türken geworben hat. „Mein Sohn ist die vierte Generation von Türken, die in Österreich aufwachsen. Türken sind in den 60er Jahren nach Österreich gekommen.“ Es sei Zeit, nicht mehr in die Türkei zu „scherngeln“, sondern in der Heimat Österreich anerkannt zu sein.
"Alphabetisierung ist Berreicherung"
Der größte Vorteil einer Anerkennung ist die Alphabetisierung der Kinder im Schulunterricht auch in ihrer Muttersprache. Österreich hätte dadurch gutausgebildete, mehrsprachige Arbeitskräfte, sagt Gördü.
Für Neos und ÖVP erfüllen weder Bosnier noch Türken die Anforderungen. „Wir sollten mit der Anerkennung nicht willkürlich umgehen. Das Brauchtum müsste hier lange verankert sein. Das sehe ich, wenn überhaupt, in den Bosniern durch die gemeinsame Geschichte der Donaumonarchie“, so ÖVP-Volksgruppensprecher Nikolaus Berlakovich.
Was die Jenischen betrifft, sind nun Ministerin Susanne Raab und das Parlament am Zug, der Absichtserklärung Taten folgen zu lassen. diana dauer
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