Was Volksgruppensprecher zu sagen haben

Was Volksgruppensprecher zu sagen haben
Die Sprachkompetenz der Kinder sinkt. Was die Politik dagegen machen will

Will sich das offizielle Burgenland von seiner lieblichen Seite präsentieren, überlässt es gerne der Tamburizza die Bühne. Die burgenlandkroatischen Ensembles in ihrer farbenfrohen Tracht sind ein Sinnbild für die viel beschworene Vielfalt der Volksgruppen. Kein Besuch eines Staatsoberhaupts kommt ohne heiter-melancholische Weisen der größten Minderheit in Pannonien aus.

Aber der schöne Schein kann nur bei festlichen Anlässen über die ungewisse Zukunft der Volksgruppe mit geschätzten 25.000 bis 35.000 Angehörigen (Gesamtbevölkerung: knapp 290.000) hinwegtrösten.

Denn das Fundament der Volksgruppen, die Sprachkompetenz, bröckelt. Das ist bei den beiden anderen anerkannten Volksgruppen im Burgenland, Ungarn und Roma, nicht viel anders.

Was macht die Politik?

Im 132-seitigen Programm der roten Landesregierung findet sich Deklamatorisches: „Die Volksgruppen spielen eine bedeutende Rolle für die Identität unseres Bundeslandes.“ Die Regierung bekenne sich „zum respektvollen Umgang mit dem reichhaltigen kulturellen Erbe und zur weiteren Förderung der Volksgruppenkultur“. Mehrsprachige Ausbildung, größeres Volksgruppen-Angebot in den öffentlich-rechtlichen Medien und Unterstützung der Vereine zur Brauchtumspflege werden versprochen. 104.000 Euro sind im Landesvoranschlag 2020 für Volksgruppen budgetiert. Immerhin: 2015 bis 2018 waren es nur 89.000 Euro.

Auch die Volksgruppensprecher der vier Landtagsparteien bekennen sich vorbehaltlos zur kulturellen und sprachlichen Buntheit.

Da sind sich selbst die Blaue Ilse Benkö und der Grüne Wolfgang Spitzmüller einig. Benkö, die im dreisprachigen Oberwart (Deutsch, Ungarisch, Romanes) lebt, hat mit ihrer Großmutter Ungarisch gesprochen. „Verstehen tu’ ich immer noch viel“, sagt die frühere 3. Landtagspräsidentin. „Leider nicht“ lautet hingegen die Antwort des Grünen auf die Frage nach seinen Minderheiten-Sprachkenntnissen. Als die Grünen 2000 erstmals in den Landtag einzogen, waren beide Mandatare Burgenlandkroaten.

Die rote Volksgruppensprecherin Rita Stenger kommt zwar aus dem burgenlandkroatischen Siegendorf/Cindrof, hat einen ungarischen Vater und eine burgenlandkroatische Mutter, spricht aber selbst nicht kroatisch. „Es tut mir leid“, sagt sie – verstehen würde sie Gespräche in Burgenlandkroatisch aber schon. Wobei: Die werden seltener, von 155 Volksschülern in Siegendorf würden kaum zehn daheim kroatisch sprechen.

ÖVP-Volksgruppensprecher Patrik Fazekas hingegen ist ein Positiv-Beispiel: Der Mittelburgenländer ist dreisprachig aufgewachsen – der Vater ist Burgenlandkroate, die Mutter stammt aus Polen. Dass der Englischunterricht in der Volksschule forciert werde, findet er gut, aber: Man sollte auf die Pflege der Volksgruppensprachen nicht vergessen: Fazekas: „Das ist ein echter Schatz.“

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