Burgenlandkroatisch ist in Gefahr, bald für immer zu verklingen

Burgenlandkroatisch ist in Gefahr, bald für immer zu verklingen
Kinder zweisprachiger Familien kommt die Sprachkompetenz abhanden, Volksschulen wollen gegensteuern

Als die Tamburizza Siegendorf im Eisenstädter Schloss Esterházy das erste Lied anstimmte, konnte man sehen, wie Alexander Van der Bellen warm ums Herz wurde. Auch beim ersten offiziellen Besuch des Bundespräsidenten im März durfte die typisch burgenlandkroatische Folklore nicht fehlen und sie verfehlte ihre Wirkung nicht.

Das damalige Loblied Van der Bellens auf die pannonische Besonderheit der Vielsprachigkeit könnte aber bald einem Abgesang weichen müssen, weil das Burgenlandkroatische langsam zu verschwinden droht – mit unabsehbaren Folgen für das burgenländische Selbstverständnis.

Die Lage „ist nicht rosig“, stellt Stanko Horvath, Vorsitzender des im Bundeskanzleramt angesiedelten Volksgruppenbeirats betrübt fest (die Burgenlandkroaten sind eine von sechs anerkannten Volksgruppen in Österreich, seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind sie in dieser Region verbürgt); und auch sein Stellvertreter Martin Ivancsics sieht die „latente Gefahr“, dass es in zwei oder drei Generationen nur mehr eine „Restmenge“ von Burgenlandkroaten geben könnte. Exakte Daten zu deren aktueller Anzahl gibt es mangels Volkszählung nicht, Schätzungen pendeln zwischen 25.000 und 35.000 Mitgliedern.

Warum ist die Minderheitensprache in Gefahr? Das Burgenlandkroatische werde im Alltag zurückgedrängt, sagt Ivancsics. Ziehen deutschsprachige Kinder ins Dorf, würden auch ihre gemischtsprachigen Freunde Deutsch sprechen und auch in vielen gemischtsprachigen Ehen behalte Deutsch die Oberhand. Horvath sieht das ähnlich: „Die Lehrer finden immer weniger sprachliche Substanz vor, auf der sie aufbauen können“.

Schule soll es richten

Weil „die Sprachkompetenz der Kinder immer schwächer wird“, wie Pflichtschulinspektorin Karin Vukman-Artner bestätigt, setzt der Landesschulrat im Minderheitenschulwesen in den Volksschulen ab sofort auf „immersiven“ („eintauchen“) Sprachunterricht. Wurde bisher außer in Deutsch und Englisch in allen Gegenständen ständig zwischen Deutsch und Burgenlandkroatisch hin- und hergesprungen, wird jetzt einen Tag oder eine Woche jeweils nur eine Sprache verwendet, ehe gewechselt wird. Die Kinder sollen so ins Burgenlandkroatische eintauchen, statt an der Oberfläche zu bleiben.

Zunächst wird die Methode nur in den vergleichsweise noch homogenen Regionen des Mittel- und Südburgenlandes erprobt, frühestens 2020 will man wissen, ob es was bringt.

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