Österreich hofft auf schnelles grünes Licht der EMA für Sputnik-Impfstoff

Der russische Impfstoff Sputnik V
Russland stellt Lieferung von 50 Millionen Impfdosen ab Juni an die EU in Aussicht.

Ein "guter Impfstoff" oder ein Mittel der "Propaganda" - am russischen Impfstoff Sputnik V scheiden sich die Geister. 

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) meinte erst diese Woche, die österreichischen Vertragsverhandlungen mit Russland über den Kauf von einer Million Dosen seien "in den letzten Zügen".

In der EU zugelassen ist das Vakzin noch nicht. "Eine Zulassung muss unter Einhaltung aller wissenschaftlichen Standards erfolgen. Derzeit läuft bei der EMA mit dem Rolling Review die Prüfung des Impfstoffs und wir hoffen, dass zügig die Ergebnisse vorliegen", wird ein Kanzler-Sprecher von den Salzburger Nachrichten zitiert. Doch sehr schnell wird das eher nicht geschehen. 

Wie stehen die Chancen für Sputnik auf eine EU-weite Zulassung?

Nach russischen Angaben ist Sputnik V weltweit bereits in mehr als 50 Ländern zugelassen. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hat am 4. März mit der Prüfung für eine EU-weite Zulassung von Sputnik V begonnen. Erst wenn die EMA erste Ergebnisse wissenschaftlicher und klinischer Tests ausgewertet hat, kann das eigentliche Zulassungsverfahren beginnen. Dies dürfte einige Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.

Sputnik V könnte der erste nicht-westliche Corona-Impfstoff werden, der in der EU eine Zulassung erhält. Als Reaktion auf den Start der EMA-Prüfung stellte Russland die Belieferung der EU mit 50 Millionen Impfdosen ab Juni in Aussicht.

Das EU-Mitglied Ungarn hat Sputnik V im Februar eine nationale Zulassung erteilt und setzt das Mittel bereits ein. Auch Tschechien hat Sputnik-V-Dosen bestellt und angekündigt, für deren Einsatz nicht auf die EMA-Zulassung warten zu wollen.

In die Slowakei wurden mit 1. März bereits 200.000 Dosen geliefert - nach einer Überprüfung des Impfstoffes durch ein nationales Institut ist ein heftiger Schlagabtausch zwischen Russland und der Slowakei entbrannt. 

Ende Februar nahm Österreich Verhandlungen mit Moskau über die Lieferung von einer Million Impfstoffdosen auf. Kanzler Sebastian Kurz sprach zudem mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine "gemeinsame Produktion".

Wie wirkt Sputnik V?

Bei dem vom russischen Gamaleja-Zentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie entwickelten Vakzin handelt es sich wie bei dem in der EU bereits eingesetzten Mittel von Astra Zeneca um einen Vektorimpfstoff. Dabei werden sogenannte Adenoviren, die üblicherweise Schimpansen befallen, als Vektoren genutzt. Die Viren lösen beim Menschen normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus, wurden jedoch so verändert, dass sie sich nicht vermehren können.

Wie wird der Impfstoff bewertet und beworben?

Nach einer Anfang Februar in der britischen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Studie schützt das Vakzin zu mehr als 90 Prozent vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Damit hätte Sputnik V eine ähnlich hohe Wirksamkeit wie die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

Der russische Staatschef Wladimir Putin hält Sputnik V für "den besten Impfstoff der Welt". Das Vakzin ist nach dem sowjetischen Satellitenprogramm benannt. 1957 hatte Moskau den ersten künstlichen Erdtrabanten Sputnik I gestartet und den Westen damit in einen "Sputnikschock" versetzt.

Welche Vorbehalte und Kritik gibt es?

Russland hatte Sputnik V bereits im August 2020 zugelassen, noch vor dem Abschluss aller wissenschaftlichen Studien. Dies stieß international auf scharfe Kritik. Die Impfkampagne in Russland mit Sputnik V lief offiziell aber erst im Dezember an.

EU-Ratspräsident Charles Michel wirft Russland wie auch China vor, ihre Corona-Impfstoffe "für Propagandazwecke" einzusetzen. Auch internationale Experten sehen diese Gefahr. Der New Yorker Think Tank The Soufan Center verglich das Vorgehen Russlands und Chinas gar mit einem "neuen Rüstungswettlauf".

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