Am 11.12. 2018 wurde das neue ÖBAG-Gesetz im Plenum beschlossen - mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und SPÖ. Auf der Parlaments-Homepage ist dazu nachzulesen: "Mit einem Abänderungsantrag der Regierungsparteien und der SPÖ wurde die genaue Zusammensetzung des Aufsichtsrats definiert.“ Genau hier - bei der Zusammensetzung des Aufsichtsrates - kommt ÖGB-Chef Wolfgang Katzian ins Spiel.
Kern gab Katzian Verhandlungsauftrag
Katzian wird im Jänner 2018 – also wenige Wochen nach der Koalitionsbildung zwischen ÖVP und FPÖ – vom damaligen SPÖ-Chef Christian Kern mit den Verhandlungen zur ÖBAG beauftragt. Thomas Schmid und Katzian hatten einen guten Draht zueinander, trafen sich öfter zu einem Kaffee oder Mittagessen. Das zeigen zahlreiche Chats, die teilweise bis ins Jahr 2016 (liegen dem KURIER vor) zurückgehen.
Im Jänner 2018 schreibt Katzian an Schmid: "Und mit Kern habe ich alles geklärt... Ich führe die Gespräche!“ Und fügt ein Zwinker-Smiley mit ausgestreckter Zunge hinzu. Soll heißen, von der SPÖ-Spitze gab es den Auftrag, mit der Koalition die neuen Rahmenbedingungen für die neue Staatsholding ÖBAG zu verhandeln.
Katzian: "Verbesserung für Arbeitnehmer“
Damals war der ÖGB-Boss noch in der Funktion des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Da das Vorgängermodell ÖBIB eine GesmbH war, gab es keinen Aufsichtsrat - was bedeutete, dass die Gewerkschaft kein Mitspracherecht hatte. Das änderte sich mit der Schaffung der ÖBAG. "Da es eine Aktiengesellschaft wurde, gab es eine Verbesserung für die Arbeitnehmer, denn sie konnten drei Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat entsenden“, erklärt Katzian gegenüber dem KURIER.
"War ein offenes Geheimnis“
Aus welchen Staatsbeteiligungen Betriebsräte in den ÖBAG-Aufsichtsrat entsendet werden sollten, das war Verhandlungssache zwischen Schmid und Katzian. Katzian bestätigt gegenüber dem KURIER auch, dass "es ein offenes Geheimnis war, dass Schmid den Posten bekommen wird“.
Wenn Katzian es wusste, dann muss es auch in der roten Hemisphäre bekannt gewesen sein. Denn, so erklärt Katzian, er hätte die SPÖ immer über den Stand der Verhandlungen informiert.
Schmid und Katzian einigten sich darauf, dass die Betriebsräte aus den drei größten Staatsbeteiligung zum Zug kommen - am Ende waren das Post, Telekom und OMV. Der Verbund blieb im Eigentum des Finanzministeriums, die Beteiligung wird jedoch künftig von der ÖBAG verwaltet.
Auch das wusste Katzian. In einem Chat vom 27.10.2018 schreibt er an Schmid: "Verstehe ich richtig: Der Verbund kommt zwar nicht in die ÖBAG, wird aber von ihr verwaltet/gesteuert?“ Es folgen viele Chats zwischen Schmid und Katzian, ob der Verbund nur verwaltet wird oder auch einen Aufsichtsrat entsendet.
"Wasserdichter“ Deal
Hinter den Kulissen in den Gewerkschaftsfraktionen muss es sich abgespielt haben. Denn mit der gesetzlichen Änderung im ÖBAG-Gesetz, wonach die Betriebsräte börsennotierten Unternehmen angehören müssen, war klar, dass die ÖBAG-Betriebsräte aus der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) kommen würden.
Andere potenzielle Kandidaten schieden damit aus. "In ÖVP-Kreisen waren Interventionen gegen die Bestellung der FSG-Kandidaten zwecklos. Das sei bereits mit SPÖ so ausgehandelt, hieß es. Die Gegenleistung: Die FSG-Betriebsräte stimmten als im ÖBAG-Aufsichtsrat der Bestellung von Schmid zum Alleingeschäftsführer zu“, erzählt ein Gewerkschafter.
Diese Schilderung passt auch zu dem Chat von Katzian am 6. Dezember (wenige Tage vor Beschluss des ÖBAG-Gesetzes) : "Hallo Thomas - wir haben jetzt mit unseren Experten in der AK (Arbeiterkammer) und im ÖGB einen Vorschlag gemacht, der das, was wir besprochen haben, wasserdicht machen würde! Kann ich dir das Mail mit dem Formulierungsvorschlag senden?“
Katzian an Schmid: "Jetzt next step - deine Bestellung“
Zwei Tage nachdem das neue ÖBAG-Gesetz im Dezember 2018 beschlossen worden war, schreibt Katzian an Schmid: "Alles gut über die Bühne gegangen - miteinander reden bringt doch was“. Der ÖGB-Boss fügt ein Zwinker-Smiley mit ausgestreckter Zunge hinzu. Zwei Stunden später schreibt Katzian abermals an Schmid: "Jetzt next step - deine Bestellung und dann setzen wird das um, was wir besprochen haben.“
Für SPÖ-Mandatar Jan Krainer ist die Veröffentlichung dieser Chats nur ein "Ablenkunsgmanöver der ÖVP“, denn er wisse nicht, "wann schon jemals ein Betriebsrat im Aufsichtsrat gegen die Bestellung eines Vorstandes gestimmt habe“, meinte er in der ZIB 2.
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