Freitesten aus Quarantäne? Anschober will kein Risiko eingehen
Zunächst machten sich die Unternehmensvertreter im Tourismus und der Handelsverband für eine mögliche Verkürzung der Quarantäne-Zeit für sogenannte K1-Kontaktpersonen per Freitesten stark, nun wird diese Forderung schon sehr breit diskutiert. Am Samstag meldeten sich zwei ÖVP-Minister sowie die Gewerkschaft zu Wort, aber der zuständige Gesundheitsminister Rudolf Anschober bremst. Er will derzeit kein Risiko eingehen.
Es geht in dieser Frage um die Halbierung der Quarantäne-Dauer auf fünf Tage, falls man per Corona-Test bestätigt bekommt, gar nicht infiziert zu sein. Zwischen dem ersten und dem zweiten Test sollten fünf Tage liegen, sagt etwa der Handelsverband.
Doch Anschober blockt momentan ab. "Ich bin gerade in Zeiten der massiven Zunahme der Infektionszahlen nicht bereit, ein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung einzugehen", wurde Anschober am Samstag in der Austria Presse Agentur zitiert.
Ganz anderer Meinung ist Roman Hebenstreit, Chef der Dienstleistungsgewerkschaft vida. Er sagt zum KURIER: "Ich bin klar für die Möglichkeit des Freitestens, aber nicht nur im Tourismus, sondern für alle Arbeitnehmer in Österreich. So verhindert man im Endeffekt Arbeitslosigkeit. Weil Arbeitnehmer, die unnötig daheim sitzen, weil sie gar nicht infiziert sind, sind in der betrieblichen Praxis oft gefährdet, ihren Job zu verlieren."
Und Hebenstreit weiter: "Es geht nicht darum, die Gefahr des Virus zu relativieren, vielmehr müssen wir schauen, dass Gesunde nicht unnötig eingesperrt werden."
Zuvor hatten die ÖVP-Minister Elisabeth Köstinger (Landwirtschaft) und Heinz Faßmann (Bildung) ähnliche Vorstöße unternommen, freilich für ihre jeweiligen Bereiche. Köstinger will die Möglichkeit des Freitestens für Mitarbeiter im Tourismus haben, Faßmann machte sich im Ö1-Interview für Lehrer stark, die zu lange in Quarantäne sitzen, ohne sich infiziert zu haben.
Auch Faßmann sieht nun Gesundheitsmininster Rudolf Anschober (Grüne) gefordert, hier für eine Regelung zu sorgen. Er bezeichnete das Freitesten als "wichtige Frage", die derzeit im Gesundheitsministerium disktutiert würde. Faßmann: "Ich hoffe da auf eine baldige Lösung."
Gewerkschafter Hebenstreit will über das Freitesten hinaus einheitliche Qualitätsstandards bei den Tests. Er sagt: "Es geht nicht an, dass wir in Österreich nicht wissen wie lange ein Testergebnis dauert. Da ist vom Neusiedlersee bis zum Bodensee alles drinnen. So groß ist Österreich nicht, dass das rechtzufertigen wäre. Zahl ich aber privat einen sauteuren Test, sind Ergebnisse binnen weniger Stunden möglich. Da vertraue ich auf die Bundesregierung, dass sie auch diesen Missstand beseitigt."
Kommentare