Norbert Hofers lange Liste an internationalen Kritikern

Norbert Hofer bei einem Besuch beim tschechischen Präsidenten Milos Zeman.
Seit Kurt Waldheim stand kein Bundespräsidentskandidat derart im Kreuzfeuer der internationalen Kritik wie Norbert Hofer. Mit vielen seiner Kritiker müsste er im Fall eines Wahlsieg am 4. Dezember ein konstruktives Arbeitsverhältnis pflegen. Das könnte schwierig werden.

Norbert Hofers Vorschlag für Flüchtlingslager in Afrika erinnere ihn an die Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg. Mit diesem Nazi-Vergleich sorgte Jose Manuel Barroso am Donnerstag bei einer Podiumsdiskussion mit dem freiheitlichen Präsidentschaftskandidaten in Genf für Aufsehen (mehr dazu finden Sie hier). Mit seiner Kritik reiht sich der ehemalige EU-Kommissionspräsident in eine lange Riege an internationalen Politikern ein, die Hofer seit seinem Sieg im ersten Durchgang der Bundespräsidentenwahl am 24. April attackierten. Das dürfte allerdings nur ein kleiner Vorgeschmack auf das sein, was dem Ansehen Österreichs bevorsteht, wenn der FP-Kandidat die Stichwahl am 4. Dezember gewinnt.

Eine Chronologie:

25. April 2016

Der deutsche Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) fordert: "Jetzt sollten sich alle demokratischen Kräfte hinter den demokratischen Kandidaten Van der Bellen stellen."

"Ich bin traurig, Populisten gewinnen überall, Gott hilf uns", erklärt Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg.

1. Mai 2106
Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, erklärt, es bereite ihm "Sorge, wenn eine populistische Partei so viel Zuspruch" bekomme wie die FPÖ bei der Bundespräsidentenwahl.

6. Mai 2016
"Wenn die extremistische Rechte die Wahlen in Österreich und in Europa gewinnt, wird dies Europas Charakter ändern", sagt Martin Schulz, Präsident des Europaparlaments.

12. Mai 2016
"Ich wünsche mir nicht, dass der FPÖ-Kandidat Präsident der Republik Österreich wird. Ich wünsche mir, dass der grüne Kandidat gewinnt", sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Auf die Frage, wie er damit umgehen werde, wenn Norbert Hofer, das Rennen macht, sagte er: "Wir müssen mit vielen komischen Kostgängern umgehen."

18. Mai 2016
Der französische Außenminister und frühere Premier Jean-Marc Ayrault erklärt, er sei "besorgt" über einen möglichen Sieg Norbert Hofers (FPÖ) bei der Präsidentenstichwahl am Sonntag gezeigt.

20. Mai 2016
Angesprochen auf einen möglichen Sieg Norbert Hofers bei der Stichwahl erklärt Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, er sehe sich gezwungen zu sagen, "dass ich sie nicht mag. Mit den Rechtspopulisten ist weder eine Debatte noch ein Dialog möglich."

1. Juli 2016
Der Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi kommentiert die VfGH-Entscheidung, die Stichwahl wiederholen zu lassen, mit den Worten: „Wir hoffen, dass das Wahlergebnis nicht einen Schritt zurück der Geschichte bedeutet, was für ganz Europa negativ wäre."

11. August 2016
Er kenne Hofer nicht persönlich, "aber wenn ich mir seine politischen Standpunkte anschaue, so weiß ich, dass es für Österreich nicht gut wäre, falls er Bundespräsident werden sollte“, erklärt Karel Schwarzenberg, der ehemalige Außenminister der tschechischen Republik.

6. September 2016
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bezeichnet Norbert Hofer als "rassistischen Kandidaten"

23. September 2016
Gemeinsam mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erscheint Norbert Hofer am Cover der Europa-Ausgabe des internationalen Nachrichtenmagazins Time. In einem Artikel mit dem Titel "The New Faces Of The Right" erklärt das Magazin, Österreich stehe exemplarisch für die Rechtsdrift des Kontinents in Folge von Flüchtlingsbewegungen und nationalistischen Strömungen. Das Heimatland von Adolf Hitler sei als erstes westeuropäisches Land seit dem Fall von Nazi-Deutschland dabei, einen extrem rechts stehenden Präsidenten zu wählen, urteilt Time.

26. September 2016
Yuli Edelstein, der Präsident des israelischen Parlaments Knessetsagt: "Es ist kein Geheimnis, dass Israel besorgt ist über radikale Politiker der extremen Rechten oder der extremen Linken, die in europäischen Ländern an die Macht kommen oder sich der Macht nähern. Ich hoffe, dass das österreichische Volk und die österreichische Führung die richtigen Entscheidungen treffen werden."

10. Oktober 2016
Der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, der EU-Abgeordnete Bernd Posselt (CSU) sagt: "Wir dürfen Hofer & Co. nicht gestatten, sich als nachdenklich-kritische Europabefürworter zu maskieren." Hofer sei ein "eingefleischter Antieuropäer", gegen den es zu mobilisieren gelte, „auch wenn er zeitweise Kreide fressen".

20. Oktober 2016
Nachdem Norbert Hofers Einladung zu einer Diskussionsrunde zum Thema "Können Europäische Politiker die Migrationskrise lösen?" in Genf schon im Vorfeld für Proteste gesorgt hatte, liefert sich der FP-Kandidat hitzige Wortgefechte mit Juan Manuel Barroso, in deren Rahmen Barroso erklärt: "Ich mag Österreich. Aber bestimmte Personen mag ich nicht." Doch die von Hofer vertretene Idee von "sicheren Gebieten" in Nordafrika, in denen Asylanträge geprüft werden sollen, erinnere ihn an die "Konzentrationslager" der Nazis.

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