Neues Effizienzgesetz: Mehr als nur ein Deckel auf dem Topf
Nicht nur mit Blick auf die derzeit steigenden Energiepreise rückt auch die Frage, wie sinnvoll wir unsere Energie einsetzen, wieder in den Fokus. Doch ein wesentlicher Baustein fehlt: Energieministerin Leonore Gewessler hat es nicht geschafft, die letzte EU-Energieeffizienzrichtlinie zeitgerecht in ein Gesetz zu gießen. Nun droht sogar ein EU-Vertragsverletzungsverfahren. Aber, sagt Gewessler zum KURIER: „Das Energieeffizienzgesetz ist aktuell in regierungsinterner Abstimmung. Wir arbeiten intensiv daran, rasch einen Begutachtungsentwurf vorlegen zu können.“
Das Klimaschutzziel, erst recht das sehr ehrgeizige Österreichs, bis 2040 aus allen fossilen Energieträgern auszusteigen und somit klimaneutral zu sein, könne unmöglich erreicht werden, wenn nicht auch der Endverbrauch gesenkt wird, kritisiert Sigrid Stagl, Umweltökonomin der Wirtschaftsuni Wien, gegenüber Ö1.
Energieeffizienz meint einen geringeren Energieverbrauch im Vergleich zum Wirtschaftswachstum. Ein Beispiel: Zwischen 1973 und 2018 wuchs Österreichs Wirtschaftsleistung um 158,6 Prozent, der Energieverbrauch lag aber 2018 nur um 54,9 Prozent über jenem von 1973, war also um 40 Prozent effizienter. Das alte Effizienzziel der EU lag bei 20 Prozent Effizienz (im Vergleich zu 2014). Österreich konnte das nur aufgrund der schwachen Wirtschaftsleistung im Coronajahr 2020 einhalten. Die neue Vorgabe aus Brüssel bis 2030 verlangt eine weitere Effizienzsteigerung von 32,5 Prozent.
Effizienz – aber wie?
Aber worum geht es konkret? Österreich habe viele „low hanging fruits“, also leicht umsetzbare Maßnahmen, sagt Ökonomin Stagl. Grundsätzlich sei die effizienteste Maßnahme die gar nicht verbrauchte Energieeinheit. Verbrennerautos sind ja mehr fahrende Öfen, beim Umstieg auf E-Autos wird gleich einmal mehr als die Hälfte der zuvor benötigten Energiemenge gespart. Auf Industrieebene sind Maßnahmen sinnvoll, wie etwa, dass der Flughafen Wien nun die Abwärme von Industrieprozessen der benachbarten OMV verwendet.
Offensichtlicher wird das Problem, wenn man bedenkt, dass wir mit Erdgas, das mit 2.000 °C verbrennt, unsere Wohnungen auf 20 °C heizen – das kann nicht effizient sein. Weit fortgeschritten ist das Energiesparen bei der Beleuchtung – eine LED-Lampe verbraucht eben nur einen Bruchteil der Energie einer Glühlampe.
Stagl sieht grundsätzlich eine Win-win-Lösung, da Energie und damit Geld gespart werden kann. Sie macht aber auf ein Problem aufmerksam: „Beim Rebound-Effekt stellen wir fest, dass Menschen zwar effizientere LEDs verwenden, diese dafür aber viel länger brennen lassen.“ So sei die Effizienz wieder verloren.
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