Neuer Klimaplan schlägt CO2-Pipelines und CO2-Tiefenspeicherung vor

Carbon dioxide emission
Die gute Nachricht: Bis 2035 sinken die Treibhausgas-Emissionen deutlich. Die schlechte Nachricht: Es reicht dennoch nicht für das EU-Ziel.

Am Dienstag stellte Klimaministerin Leonore Gewessler den Entwurf zum Nationalen Energie- und Klimaplan Österreichs (NEKP) vor. Dieser soll den Pfad Österreichs in Richtung Klimaneutralität 2040 und dem nahen Ziel der Halbierung der Treibhausgas-Emissionen bis 2030 zeigen.

Seit 1990 haben sich Österreichs Treibhausgas-Emissionen kaum bewegt, heute wird nahezu die gleiche Menge an Treibhausgasen ausgestoßen wie 1990, dem Basisjahr für alle Klima-Berechnungen.

Der neue NEKP zeigt, dass – sofern die ausständigen, dem Parlament vorliegenden Gesetze noch in dieser Legislaturperiode beschlossen werden – eine Reduktion der Treibhausgase bis 2030 um minus 35 Prozent zu erwarten sind.

Das Problem dabei: Der Zielwert ist nicht minus 35 Prozent, sondern minus 48 Prozent. Dieser Zielwert ist ohnehin geringer als das EU-Gesamtziel von minus 55 Prozent Treibhausgase bis 2030.

Es geht also um die Frage, wie die Lücke von minus 35 auf minus 48 Prozent geschlossen werden soll. Der am Dienstag präsentierte NEKP soll dafür als Diskussionsgrundlage dienen, es startet eine öffentliche Konsultation. Finalisiert werden soll der Klimaplan erst 2024, bis Ende Juni muss Österreich das "Update" nach Brüssel schicken. 

Grundsätzlich sind kaum Überraschungen im Klimaplan zu finden: Wesentlich bleiben ein Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle und der Wechsel der Energiesysteme für die Stromproduktion, für den Wärmebereich in den Häusern und eine Umstellung auf batterielektrische E-Fahrzeuge zentral.

➤ Mehr lesen Sie hier: Was Energiewende eigentlich heißt: "Ab 2030 darf es keine Benzinautos mehr geben"

CO2-Pipelines

Für die Industrie sieht der Klimaplan ebenfalls eine Beschleunigung beim Ausstieg aus fossilen Energieträgern vor. Doch es gibt industrielle Bereiche, wo sehr viel CO2 auch ohne den Einsatz von fossilen Energieträgern entsteht ("hard to abate", kaum zu vermeiden). Beispiele dafür sind die Zementindustrie, die Stahlproduktion oder die Feuerfestindustrie.

Hier schlägt der NEKP wirklich Neues vor: Ein CO2-Rohrleitungssystem (also Pipelines), um das CO2 abtransportieren zu können, als auch die Frage, ob CO2 in geologischen Tiefspeichern, also etwa in aufgelassenen Gasfeldern, gespeichert und somit „versenkt“ werden soll. Konkret heißt es im NEKP: "Neben der rechtlich und politisch derzeit offenen Frage der geologischen Speicherung im Inland (eine Evaluierung zum Gesetz über das Verbot der geologischen Speicherung von CO2 findet im Jahr 2023 statt und wird als Beitrag zur Beantwortung dieser Frage dienen) sollen auch Bestrebungen hinsichtlich des Aufbaus einer CO2-Rohrleitungsinfrastruktur vorangetrieben werden. Dazu wird vom BMK eine Machbarkeitsstudie für ein österreichisches CO2-Sammel- und Transportnetz beauftragt."

Wasserstoff-Infrastruktur in alten Gasleitungen

Großen Wert legt der NEKP auch auf den Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft. Dazu soll nicht nur die heimische Wasserstoff-Produktion (nur mit Ökostrom) angekurbelt werden, sondern auch ein Wasserstoff-Pipelinesystem durch Umbau bzw. Adaptierung des Erdgasnetzes, als auch die "Erarbeitung eines Konzepts zur Entwicklung von Importmöglichkeiten und Aufbau von europäischen und internationalen Kooperationspartnerschaften für den Import von klimaneutralem Wasserstoff" geschaffen werden.

➤ Mehr lesen Sie hier: Wie Wien den Ausstieg aus fossilen Energieträgern schaffen will

Kommentare