Christian Kern leitete seinen ersten Ministerrat
Die Regierung hat am Mittwoch zum letzten Mal in ihrer alten Zusammensetzung getagt, und die bleibenden Minister beider Parteien haben dabei demonstrative Zuversicht versprüht. Bei den scheidenden Regierungsmitgliedern herrschte sichtlich Wehmut. ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka gab sich wortkarg zur Kritik an seinen Aussagen über den neuen SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern.
Lopatka blickt nach vorne
"Mein Blick ist nach vorn gerichtet", gab der schwarze Klubchef lediglich zu Protokoll, während er im Laufschritt durchs Hohe Haus eilte. Auf die Frage, ob er seiner Partei mit der Kern-Schelte schade, meinte er noch: "Ich habe immer versucht, der ÖVP zu nützen." Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hatte sich zuvor einmal mehr gegen Querschüsse ausgesprochen.
Kern selbst hatte bei seinem ersten Auftritt am Dienstag - offenbar mit Blick auf Lopatkas mehrmalige Attacken, aber ohne ihn namentlich zu nennen - gemeint: "Manchmal habe ich das Gefühl, da gibt es Leute, die sind politische Selbstmordattentäter, die sich einsam in einer Telefonzelle in die Luft sprengen." Beim Ministerrat am Mittwoch trat der neue Kanzler nicht vor die Medien, sondern entschwand nach der Sitzung, begleitet von Kabinettschefin Maria Maltschnig, in Richtung Hofburg zur Angelobung der neuen Minister.
Auskunftsfreudiger zeigten sich ÖVP-Regierungsmitglieder wie Familienministerin Sophie Karmasin, befragt zum Umbau in der roten Regierungshälfte. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit mit Kern und sei zuversichtlich, dass diese gut ausfallen werde. Sie kenne Kern bereits aus ihrer Zeit in der Markt- und Meinungsforschung. Auch Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) freute sich auf einen Neustart - und darüber, dass der neue Kanzler die "Linie in der Asylfrage hält".
Ostermayer: "Eigenartig"
Gedämpft traten dagegen die scheidenden SPÖ-Regierungsmitglieder - zumindest jene, die sich der Presse zeigten - auf. Kanzleramtsminister Josef Ostermayer fand es "ganz eigenartig", seine letzte Regierungssitzung zu absolvieren. Er werde die Politik verlassen, bekräftigte er: Ohne Mandat "wüsste ich nicht, was ich jetzt machen sollte". Der Abschied stimme ihn "traurig - ich habe den Job sehr gerne gemacht". Staatssekretärin Sonja Steßl bedauerte, dass sie Vorhaben im Bereich der Digitalisierung nicht vollenden konnte, sah aber zufrieden auf Vollbrachtes zurück.
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